Sonntag, 4. Juni 2023

Die Buchrezension: Verschwundene Reiche von Norman Davies

Zusammengebrochen, verloren, für alle Zeiten von der politischen Landkarte Europas radiert.

Die Geschichte Europas ist auch eine Geschichte verschwundener Reiche.

Das stolze Alt Clud, heute ein heruntergekommener Landstrich in Schottland, das sagenumwobene Burgund oder das preußische Kernland der Prussen, im 12. Jahrhundert eine terra incognita, aber im Verlauf der Geschichte einer der einflussreichsten Staaten Europas.

Norman Davies spürte fünfzehn solcher Reiche vor Ort und in bisher vernachlässigten Quellen nach…

„Mit VERSCHWUNDENE REICHE“ hat der Autor NORMAN DAVIES ein interessantes historisches Sachbuch geschaffen, das eine Fülle an Informationen birgt, von denen selbst viele Geschichtsprofis und historische Experten vermutlich noch nie etwas gehört haben.

Dies hängt aber auch damit zusammen, das Davis in Bezug auf die verschwundenen 'Reiche' eine bisweilen etwas merkwürdige  Auswahl getroffen hat, was aber auch etwas über die Komplexität des Themas aussagt.

Vom Tolosanischen Reich, also dem Reich der Westgoten in Spanien, wird der eine oder andere historisch Interessierte bestimmt schon etwas gehört haben.

Und vermutlich bzw. höchstwahrscheinlich auch von dem Byzantinischen Reich bzw. dem Oströmischen Reich.

Danach wird es aber schon etwas schwieriger, auch weil die Bezeichnung mancher Reiche doch etwas seltsam erscheint.  

So wie zum Beispiel „Borussia“ (ja richtig gelesen) was man wohl als Geschichte Preußens bezeichnen kann, wobei Davies den Einfluss Deutschlands und Preußens in seinem Werk doch sehr stark herunterspielt. Aus welchen Gründen auch immer.

Auch der Begriff „Alt Clud“ ist etwas seltsam gewählt, dass das Reich der Scoten und Pikten bezeichnet, also im Grunde die Geschichte Schottlands beschreibt.

Danach folgen unter anderem Burgund,  Aragón und Savoyen, wobei es seit der Antike mehre burgundische Reiche gegeben hat.

Warum Davies dann seinen  Fokus auf Osteuropa und Ländern wie Polen-Litauen, Galizien, Weißrussland, Montenegro oder Ruthenien wirft,  ist etwas irritierend. Hier hätte ich mir doch eine etwas andere und interessantere Auswahl an verschwundenen Reichen gewünscht. Das Kapitel UdSSR kann man dagegen durchaus nachvollziehen.

Alles in allem ist „VERSCHWUNDENE REICHE“ ein interessantes Sachbuch auf den man als historisch interessierter Mensch aufbauen kann.

Das ultimative Sachbuch ist „VERSCHWUNDENE REICHE“ dagegen nicht, auch weil die Auswahl der verschiedenen 'Reiche' manchmal doch etwas irritierend, seltsam und nicht nachvollziehbar erscheint.

Verschwundene Reiche
Die Geschichte des vergessenen Europa
von Norman Davies
Gebunden mit Schutzumschlag
958 Seiten mit 82 Abbildungen und 74 Karten
Theiss Verlag

© by Ingo Löchel

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