Mittwoch, 21. Juni 2023

21. Juni 1208: Die Ermordung des Staufer-Königs Philipp von Schwaben

Seit Ende Mai 1208 bereitete sich König Philipp vonSchwaben (Sohn von Kaiser Friedrich I. Barbarossa) auf einen Feldzug gegen den Gegenkönig, den Welfen Otto IV. und seine Verbündeten vor.

Er unterbrach jedoch seine Planungen, um der Hochzeit seiner Nichte Gräfin Beatrice II. von Burgund mit Herzog Otto von Meranien am 21. Juni 1208 in Bamberg beizuwohnen.

Nach der Hochzeit zog sich der König in seine Privatgemächer zurück, wo er am Nachmittag von Graf Otto VIII. von Wittelsbach ermordet wurde.

Nur der Bischof von Speyer und der Truchseß Heinrich von Waldburg sollen beim König gewesen sein,  als Graf Otto VIII. von Wittelsbach das Zimmer betrat.

"Steck das Schwert in die Scheide, hier ist nicht der Ort, es zu gebrauchen", soll  König Philipp von Schwaben gesagt haben. Aber der Graf schrie: "Hier ist der Ort, deinen Verrat zu bestrafen",  sprang vor und hieb dem König in den Hals. Tödlich verwundet sank dieser hin.

Heinrich von Waldburg, der seinem Herrn helfen wollte, bekam einen Hieb ab, der Mörder aber floh. Nach der Ermordung konnte Graf Otto VIII. mit seinen Gefolgsleuten fliehen.

Der Bischof Ekbert von Bamberg und sein Bruder, Markgraf Heinrich II. von Istrien, wurden verdächtigt, von den Plänen zur Ermordungd es Königs  gewusst zu haben. Andere Mittelalterhistoriker bezweifelten eine Mitwisserschaft oder ließen andere mögliche Täter außer Acht.

Kein Chronist war Zeuge des Mordes. In den zeitgenössischen Quellen herrscht wenig Einigkeit über den Ablauf des Mordes. Die meisten mittelalterlichen Chronisten sahen in der Rücknahme des Heiratsversprechens ein Mordmotiv.

Angeblich war der Wittelsbacher, der bereits für seinen labilen Charakter bekannt war, in Rage geraten, als er von der Auflösung seines Verlöbnisses mit Gertrud von Schlesien durch ihren Vater, den Piastenherzog Heinrich I. den Bärtigen, erfuhr, der offenbar über die grausamen Neigungen des Grafen Otto VIII. informiert war und aus Sorge um seine junge Tochter beschloss, den Ehevertrag zu lösen.

König Philipp von Schwaben wurde zunächst im Bamberger Dom beigesetzt, der Grabstätte Kaiser Heinrichs II. und König Konrads III. Sein Rivale Otto IV. ließ den Attentäter unerbittlich verfolgen, um so seine Unschuld an der Ermordung Phillipps beweisen zu können.

Nur die „Annales Pegaviensis“ (Die Chronik des Klosters Pegau) machten die Anhänger Ottos IV. für den Mord verantwortlich.

Der kaiserliche Bann wurde über Graf Otto VIII. von Wittelsbach, Philipps Mörder, und den mutmaßliche Komplizen, die Andechser Brüder Bischof Ekbert von Bamberg und Markgraf Heinrich II. von Istrien, verhängt.

Damit verloren sie alle Ämter, Rechte und Besitzungen. Darüber hinaus wurde die Verlobung Ottos IV. mit Beatrix, der ältesten Tochter Philipps, vereinbart.

Danach wurde Heinrich von Kalden mit der Aufgabe betraut, Graf Otto VIII. zu jagen. Er fand ihn schließlich in Oberndorf bei Kelheim und enthauptete ihn am 7. März 1209 an Ort und Stelle.

Sein Kopf wurde in die Donau geworfen, während der Leichnam jahrelang in einem Fass aufbewahrt wurde. Mönche des Klosters Indersdorf stahlen schließlich das Fass und begruben den Leichnam auf dem Klostergelände.

Philipps Witwe Irene-Maria, damals schwanger, flüchtete auf die Burg Hohenstaufen und starb nur zwei Monate nach dem Bamberger Königsmord an den Folgen einer Fehlgeburt.

Nach Philipps Tod setzte sich Otto IV. rasch gegen die verbliebenen staufischen Anhänger durch, wurde im November 1208 auf einem Reichstag in Frankfurt als deutscher Monarch anerkannt und im Jahr darauf von Papst Innozenz III. zum römisch-deutschen Kaiser gekrönt.

© by Ingo Löchel

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