König Philipp von Schwaben wurde im Jahr 1177 in oder in der Nähe von Pavia als Sohn von Kaiser Friedrich I. Barbarossa und seiner zweiten Gemahlin Beatrice I., Gräfin von Burgund, geboren.
Philipp wurde nach dem Erzbischof Philipp von Köln benannt, der zu dieser Zeit ein wichtiger Helfer und Vertrauter von Friedrich I. war.
Als Kind wurde Philipp zunächst auf eine kirchliche Laufbahn vorbereitet. Er lernte Lesen und Latein und kam zur weiteren Ausbildung in das Stift Adelberg.
Von April 1189 bis Juli 1193 war Philipp Propst an der Stiftskirche des Aachener Doms, während sein Vater 1189 Deutschland zum Dritten Kreuzzug verließ, aber 1190 im Fluss Göksu (Saleph) in Anatolien ertrank.
1190 oder 1191 wurde Philipp zum Fürstbischof von Würzburg gewählt, ohne jedoch geweiht zu werden, was wahrscheinlich auf die Intervention seines Bruders, Kaiser Heinrich VI. zurückzuführen war.
Im Jahr 1186 hatte Heinrich VI. Konstanz, die Tante des regierenden Königs Wilhelm II. von Sizilien, geheiratete. Dies eröffnete den Staufern die Möglichkeit einer Vereinigung des Königreichs Sizilien mit dem Heiligen Römischen Reich.
In der Folge verschlechterte sich jedoch das Verhältnis zum Papst, da der Heilige Stuhl den Lehnsanspruch auf das Königreich Sizilien aufrechterhalten wollte.
Im Frühjahr 1193 gab Philipp seine kirchliche Berufung auf, vielleicht wegen der Kinderlosigkeit des Kaiserpaares; außerdem waren die drei anderen Brüder Philipps ebenfalls ohne männliche Erben: Herzog Friedrich VI. von Schwaben war bereits 1191 gestorben und Konrad von Rothenburg, der ihm als Herzog von Schwaben folgte, war unverheiratet. Auch Otto I., Pfalzgraf von Burgund, war zwar bereits verheiratet, hatte aber noch keine männlichen Nachkommen.
Die Sorgen des Kaiserpaares erwiesen sich jedoch als unbegründet. Denn Kaiserin Konstanze gebar am 26. Dezember 1194 in Jesi einen Sohn, den späteren Kaiser Friedrich II. von Staufen.
Während der Abwesenheit des Kaisers wählten die Fürsten Ende 1196 in Frankfurt seinen zweijährigen Sohn Friedrich zum römischen König. Damit wollte Heinrich VI. seine Nachfolge sichern, bevor er sich auf einen neuen Kreuzzug vorbereitete.
Um die Beziehungen zum Byzantinischen Reich zu verbessern, verlobte Heinrich VI. seinen Bruder Philipp im April 1195 mit Irene Angelina, einer Tochter von Kaiser Isaak II. von Byzanz.
Philipps Herrschaft in der Toskana brachte ihm jedoch die Feindschaft von Papst Coelestin III. ein, der ihn exkommunizierte. Am 3. Mai 1196 wurde Philipp zum letzten Mal als Markgraf der Toskana urkundlich erwähnt.
Nach dem frühen Tod seines Bruders Konrad im August 1196 wurde Philipp dessen Nachfolger als Herzog von Schwaben. Die Hochzeit von Philipp und Irene Angelina fand im Mai 1197 auf dem Gunzenle bei Augsburg statt. Aus der Verbindung gingen die Töchter
- Beatrix (April/Juni 1198 - 11. August 1212), die am 22. Juli 1212 den Rivalen ihres Vaters, Kaiser Otto IV, heiratete und drei Wochen später ohne Nachkommen starb.
- Maria (1199/1200 - 29. März 1235), die vor dem 22. August 1215 den späteren Herzog Heinrich II. von Brabant heiratete und Kinder hatte.
- Kunigunde (Februar/März 1202 - 13. September 1248), die 1224 König Wenzel I. von Böhmen[18] heiratete und eine Tochter hatte.
- Elisabeth (März/Mai 1205 - 5. November 1235), die am 30. November 1219 König Ferdinand III. von Kastilien heiratete und eine Tochter hatte.
hervor.
Während seines Aufenthalts in Montefiascone erfuhr Philipp vom plötzlichen Tod seines Bruders Heinrichs VI. in Messina am 28. September 1197 und kehrte sofort nach Deutschland zurück, um die Interessen seines Neffen Friedrich zu schützen und die Unruhen, die nach dem Tod Heinrichs VI. entstanden waren, zu beenden.
In der Zwischenzeit nahm eine Reihe von Fürsten des Heiligen Römischen Reiches, die den herrschenden Staufern feindlich gesinnt waren, unter der Führung von Erzbischof Adolph von Köln die Gelegenheit wahr in der Person des Welfen Otto von Braunschweig (dem Sohn von Herzog Heinrich des Löwen), einen deutschen Gegenkönig zu wählen.
Otto war keineswegs der Wunschkandidat Adolphs, denn das Erzbistum Köln hatte vom Sturz des mächtigen Herzogs Heinrich des Löwen erheblich profitiert. Vielmehr war es eine Gruppe finanzstarker Bürger, die Ottos Wahl vorantrieb. Im Gegenzug für seine Unterstützung konnte der Erzbischof die hohe Schuldenlast seiner Diözese reduzieren.
Am 6. März 1198 erklärte der Welfe Otto von Braunschweig vor anwesenden kirchlichen und weltlichen Größen seine Bereitschaft, sich zum König wählen zu lassen.
Zwei Tage später (am 8. März 1198) wurde Philipp in Mühlhausen in Thüringen zum deutschen König gewählt, in dessen Besitz sich die die Reichsinsignien (Krone, Schwert und Reichsapfel) befanden.
Zwar unterstützten Herzog Leopold VI. von Österreich, Herzog Ottokar I. von Böhmen, Herzog Berthold V. von Zähringen und Landgraf Hermann I. von Thüringen die Wahl, doch waren alle drei rheinischen Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier bei Philipps Wahl nicht anwesend.
Sein Rivale Otto wurde erst am 9. Juni 1198 in Köln von Erzbischof Adolph gewählt (der die Stimmen der abwesenden Erzbischöfe gekauft hatte). Nur der Bischof von Paderborn, Bischof Thietmar von Minden und drei Fürstpropste nahmen an der Wahl des Welfen teil.
Nach seiner Wahl versäumte es Philipp jedoch, sich zum König krönen zu lassen. Vielmehr zog er nach Worms zu seinem Vertrauten, Bischof Luitpold.
Das zögerliche Verhalten Philipps gab Otto die Möglichkeit, sich am 12. Juli 1198 auf dem traditionellen Königsplatz in Aachen, der zuvor gegen den Widerstand treuer staufischer Lehnsleute erobert werden musste, von Adolph von Köln krönen zu lassen.
Am 29. Juni 1198 schloss Philipp von Schwaben, der am 8. September 1198 von Erzbischof Aymon II. zum deutschen König gekrönt wurde, ein Bündnis mit König Philipp II. von Frankreich.
Papst Innozenz III. wollte die „unio regni ad imperium“ (die Vereinigung des Heiligen Römischen Reiches mit dem Königreich Sizilien, dessen Lehnsherr er war und bleiben wollte) mit allen Mitteln verhindern. Hinzu kam, dass der Papst besorgt über die staufischen Ansprüche auf Mittelitalien war.
Für den Pontifex war die Frage des Gehorsams ein entscheidender Faktor bei der Entscheidung, welcher Kandidat die päpstliche Anerkennung („favor apostolicus“) erhalten würde. Im Gegensatz zu Otto äußerte sich Philipp in dieser Frage gegenüber dem Papst wesentlich zurückhaltender.
In den ersten Monaten des Jahres 1199 forderte die Welfenpartei eine Bestätigung der Entscheidung und eine Einladung des Papstes zur Krönung Ottos IV. zum römischen Kaiser.
Am 28. Mai 1199 verfassten die Anhänger der Staufer die Speyerer Fürstenerklärung, in der sie jede päpstliche Einflussnahme auf die kaiserliche Erbfolge ablehnten. Philipp konnte zu diesem Zeitpunkt 4 Erzbischöfe, 23 Reichsbischöfe, 4 Reichsäbte und 18 weltliche Reichsfürsten hinter sich wissen.
Um die Jahreswende 1200/01 unterzog der Papst die Kandidaten für die Kaiserkrönung einer kritischen Prüfung. In der Bulle „Deliberatio domni pape Innocentii super facto imperii de tribus electis“ legte der Papst die Gründe für und gegen die Eignung der jeweiligen Kandidaten dar.
Philipp war in den Augen des Papstes "der Sohn eines Geschlechts von Verfolgern" der Kirche („genus persecutorum“), da sein Vater Friedrich Barbarossa jahrelang gegen das Papsttum gekämpft hatte.
Im Gegensatz dazu waren Ottos Vorfahren stets loyale Anhänger der Kirche gewesen. Zudem hatte Otto im Neusser Eid vom 8. Juni 1201 dem Heiligen Stuhl weitreichende Zugeständnisse gemacht und versichert, dass er eine Vereinigung des Heiligen Römischen Reiches mit dem Königreich Sizilien nicht anstreben werde.
So entschied sich der Papst letztendlich für den Welfen und exkommunizierte Philipp und seine Gefährten. Das päpstliche Urteil für Otto hatte aber keine größeren Auswirkungen im Reich.
Beide Könige versuchten stattdessen fortan, die Unentschlossenen oder Gegner für sich zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, gab es weniger große Entscheidungsschlachten, sondern es galt, die persönlichen Bindungen zwischen Herrschern und Großen zu stärken.
Dies geschah durch die Begünstigung von Getreuen, Verwandten und Freunden durch Geschenke oder die Übertragung von Reichsgütern oder durch eine Heiratspolitik, die die Parteilichkeit stärken oder einen Parteiwechsel fördern sollte.
Bei der Belagerung von Weißensee am 17. September 1204 unterwarf sich Landgraf Hermann von Thüringen demütig den Staufern.
Im November 1204 wechselten in Koblenz auch Erzbischof Adolph von Köln und Herzog Heinrich I. von Brabant auf die Seite Philipps. Der Herzog von Brabant erhielt Maastricht und Duisburg, der Erzbischof von Köln konnte seine Stellung bei der Königswahl und Königsweihe behalten und wurde für seine Parteinahme für Philipp mit 5.000 Mark belohnt..
Am 27. Juli 1206 besiegte König Philipp von Schwaben in Wassenberg ein Otto treu ergebenes kölnisches Heer. Dies war das einzige Mal, dass die Heere der beiden Könige aufeinander trafen.
Auch Papst Innozenz III. bemerkte den langsamen Niedergang Ottos im Reich, so dass Philipp aus dem päpstlichen Bann entließ. 1207/08 trat der Papst an Philipp heran, so dass Verhandlungen über die Kaiserkrönung beginnen konnten.
Ende Mai 1208 unterbrach König Philipp von Schwaben seine Vorbereitungen zur Planung eines Feldzuges gegen Otto IV. und seiner Verbündeten, um der Hochzeit seiner Nichte Gräfin Beatrice II. von Burgund mit Herzog Otto von Meranien am 21. Juni 1208 in Bamberg beizuwohnen.
Nach der Hochzeit zog sich der König in seine Privatgemächer zurück, wo er am Nachmittag von Graf Otto VIII. von Wittelsbach ermordet wurde.
Philipp gilt als erster römisch-deutscher Herrscher, an dessen Hof höfische Dichtung nachweisbar ist und der selbst zum Gegenstand höfischer Dichtung wurde. Walther von der Vogelweide widmete dem Magdeburger Hoftag von 1199 ein eigenes Lied, in dem er Philipp als Herrscher würdigte.
© by Ingo Löchel
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen