William Wallace, über dessen Familiengeschichte oder Abstammung wenig bekannt ist, wurde um 1270 in Schottland geboren.
Als Wallace aufwuchs, herrschte König Alexander III. über Schottland. Unter seiner Herrschaft herrschte eine Zeit des Friedens und der wirtschaftlichen Stabilität. Als Alexander jedoch am 19. März 1286 verstarb, nachdem er vom Pferd gestürzt war, wurde seine Enkelin Margaret, die Thronfolgerin.
Da sie jedoch noch ein Kind war und sich in Norwegen aufhielt, setzten die schottischen Lords eine Vormundschaftsregierung ein. Margaret erkrankte aber auf der Reise nach Schottland und starb Ende September 1290 auf den Orkney-Inseln.
Das Fehlen eines klaren Erben führte zu einer Periode des Umbruchs, in der insgesamt dreizehn Anwärter Anspruch auf den Thron erhoben. Darunter John Balliol und Robert Bruce, der Großvater des späteren schttischen Königs Robert the Bruce.
Als Schottland in einen Bürgerkrieg abzugleiten drohte, wurde König Edward I. von England vom schottischen Adel gebeten, zu schlichten.
Anfang November 1292 wurde auf einem großen Feudalgericht im Schloss von Berwick-upon-Tweed ein Urteil zugunsten von John Balliol gefällt, der den stärksten Rechtsanspruch auf den schottischen Thron hatte.
Edward unternahm daraufhin Schritte, um Johns Autorität nach und nach zu untergraben. Er behandelte Schottland wie einen feudalen Vasallenstaat, verlangte Huldigungen und militärische Unterstützung in seinem Krieg gegen Frankreich - und ließ König John Balliol sogar als gewöhnlichen Kläger vor das englische Gericht laden.
Die Schotten waren ihres zutiefst kompromittierten Königs bald überdrüssig. Im Juli 1295 wurde von den führenden Männern des Landes in Stirling ein „Rat der Zwölf“ ernannt, der einen Vertrag über einen gegenseitigen Beistand mit Frankreich schloss.
Als Vergeltung für den Vertrag Schottlands mit Frankreich marschierte Edward I. in Schottland ein, stürmte das Schloss Berwick-upon-Tweed und eröffnete die schottischen Unabhängigkeitskriege.
Nachdem die Schotten bei Dunbar besiegt wurden, nahmen die Engländer am 27. April 1296 Dunbar Castle ein. Danach zwang König Edward den schottischen König John Balliol zur Abdankung, die er am 10. Juli 1296 in Stracathro bei Montrose vollzog
Die erste historisch belegte Tat von William Wallace war die Ermordung von William de Heselrig, dem englischen Sheriff von Lanark, im Mai 1297. Anschließend schloss er sich mit William the Hardy, Lord of Douglas zusammen, und führte den Überfall von Scone durch.
Der schottische Aufstand erlitt einen herben Rückschlag, als sich die schottischen Adligen im Juli 1297 in Irvine den Engländern unterwarfen.
William Wallace und Andrew Moray setzten jedoch ihre Rebellion, deren gemeinsames Heer am 11. September 1297 die Schlacht von Stirling Bridge gegen die Engländer gewann . Obwohl die schottische Armee zahlenmäßig weit unterlegen war, schlug sie die englische Armee unter Führung von John de Warenne, dem 6. Earl of Surrey.
Nach der Schlacht übernahmen Moray und Wallace im Namen von König John Balliol den Titel des Wächters des Königreichs Schottland. Ende 1297 verstarb Moray jedoch an seinen auf dem Schlachtfeld erlittenen Wunden.
Um den November 1297 herum führte Wallace einen groß angelegten Raubzug nach Nordengland, durch Northumberland und Cumberland.
Gegen Ende des Jahres wurde Wallace in einer Zeremonie in Selkirk zum Ritter geschlagen, was von einem der drei schottischen Grafen - Carrick, Strathearn oder Lennox - durchgeführt worden sein dürfte.
Im April 1298 befahl Edward eine zweite Invasion in Schottland. Zwar plünderten die Engländer Lothian und eroberten einige Burgen zurück, konnten aber William Wallace nicht zum Kampf stellen.
Als Edward im Juli 1298 eine Rückkehr nach Edinburgh plante, um Nachschub zu holen, erhielt er die Nachricht, dass die Schotten in der Nähe von Falkirk lagerten, wo er das schottische Heer am 22. Juli 1298 in der Schlacht von Falkirk besiegte.
Nach der verlorenen Schlacht legte William Wallace im September 1298 sein Amt als Wächter Schottlands zugunsten von Robert the Bruce, Graf von Carrick, dem künftigen König von Schottloand, und John Comyn, dem Neffen von König John Balliol, nieder.
Einzelheiten über Wallaces Aktivitäten in der Folgezeit sind nur vage bekannt, aber es gibt Hinweise darauf, dass er sich in einer Mission an den Hof von König Philipp IV. von Frankreich begab, um für die Unterstützung des schottischen Unabhängigkeitskampfes zu plädieren.
Es gibt zudem einen überlieferten Brief des französischen Königs vom 7. November 1300 an seine Gesandten in Rom, indem er sie auffordert, Sir William zu helfen
Dieser Brief des französischen Königs deutet auch darauf hin, dass Wallace nach Rom zu reisen beabsichtigte, obwohl nicht bekannt ist, ob er dies auch tat. Es gibt auch einen Bericht eines englischen Spions über ein Treffen schottischer Führer, in dem es heißt, Wallace sei in Frankreich.
Um 1304 kehrte Wallace wieder nach Schottland zurück und war danach in den Kämpfen bei Happrew und Earnside verwickelt.
Am 5. August 1305 wurde William Wallace von dem schottischen Ritter John de Menteithin Robroyston in der Nähe von Glasgow gefangen genommen und danach an die Engländer ausgeliefert.
In Wallace' Besitz befindliche Briefe mit sicherem Geleit von Haakon V. von Norwegen, Philipp IV. von Frankreich und John Balliol sowie andere Dokumente wurden von John de Segrave an König Edward von England übergeben.
Danach wurde Wallace nach London transportiert und dort wegen Hochverrats und Gräueltaten gegen die englische Zivilbevölkerung angeklagt.
Nach seinem Prozess wurde Wallace am 23. August 1305 aus dem Saal in den Tower of London gebracht, dort nackt ausgezogen und danach an den Fersen eines Pferdes durch die Stadt zu den Elms in Smithfield geschleift.
Dort wurde William Wallace entmannt, ausgeweidet (wobei seine Eingeweide vor ihm verbrannt wurden), gehängt, gevierteilt und enthauptet und seine Leiche danach in vier Teile zerlegt.
Wallace' Kopf wurde in Teer getaucht und auf einen Pfahl auf der London Bridge gesetzt. Zu seinem konservierten Kopf gesellten sich später die Köpfe seines Bruders John und seiner Landsleute Simon Fraser und John of Strathbogie.
Wallace' Gliedmaßen wurden getrennt in Newcastle, Berwick, Stirling und Perth ausgestellt.
Eine am 8. April 1956 enthüllte Gedenktafel befindet sich an einer Wand des St. Bartholomew's Hospital in der Nähe der Hinrichtungsstätte von Wallace in Smithfield.
Seit seinem Tod hat William Wallace über sein Heimatland hinaus einen legendären Status erlangt. Er ist der Protagonist von Blind Harrys epischem Gedicht „The Wallace“ aus dem 15. Jahrhundert und Gegenstand literarischer Werke von Jane Porter und Sir Walter Scott sowie des mit dem Oscar ausgezeichneten Films „Braveheart“.
© by Ingo Löchel
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