Mittwoch, 28. August 2024

Das Despotat von Morea

Das Despotat von Morea war eine Provinz des Byzantinischen Reiches. Ihr Territorium variierte im Laufe seiner Existenz, umfasste aber schließlich fast die gesamte südliche griechische Halbinsel, die heute als Peloponnes bekannt ist und im Mittelalter und in der frühen Neuzeit als Morea bezeichnet wurde.

Das Gebiet wurde in der Regel von einem oder mehreren Söhnen des amtierenden byzantinischen Kaisers regiert, die den Titel eines Despoten (eines Provinzgouverneurs) trugen. 

Die Hauptstadt von Morea war die befestigte Stadt Mystras in der Nähe des antiken Sparta.

Das Despotat von Morea entstand aus dem Gebiet, das dem fränkischen Fürstentum Achaia entrissen wurde. Dieses war nach dem Vierten Kreuzzug (1204) aus dem ehemaligen byzantinischen Gebiet gebildet worden.

Im Jahr 1259 verlor der Herrscher des Fürstentums, Wilhelm II. Villehardouin, die Schlacht von Pelagonien gegen den byzantinischen Kaiser Michael VIII. von Nikaia.

Nach seiner Niederlage war Wilhelm gezwungen, den größten Teil des östlichen Teils von Morea und seine neu errichteten Festungen an das byzantinische  Kaiserreich von Nikaia als Tribut abzugeben. Das abgetretene Gebiet wurde zum Kern des Despotats von Morea.

Michaels Sohn, der byzantinischer Kaiser Johannes VI. von Nikaia ordnete das Gebiet 1349 neu, um es als Gebiet für seinen Sohn, den Despoten (Provinzgouverneur)  Manuel Kantakouzenos, einzurichten.

Während des größten Teils seiner Regierungszeit unterhielt Manuel friedliche Beziehungen zu seinen lateinischen Nachbarn und sicherte dem Gebiet eine lange Periode des Wohlstands.

Nach Manuels Tod im Jahr 1380 eroberte die rivalisierende Palaiologos-Dynastie Morea, und Theodoros I. Palaiologos wurde 1383 zum neuen Despoten der byzantinischen Provinz.

Theodoros regierte bis 1407, festigte die byzantinische Herrschaft und arrangierte sich mit seinen mächtigeren Nachbarn, insbesondere mit dem Osmanischen Reich, dessen Oberhoheit er anerkannte.

Als die lateinische Macht auf dem Peloponnes im 15. Jahrhundert schwand, dehnte sich das Despotat von Morea im Jahr 1430 auf die gesamte Halbinsel aus.

Im Jahr 1453 eroberte Mehmed II. die byzantinische Hauptstadt Konstantinopel. Die beiden Despoten Demetrios und Thomas Palaiologos, hatten ihrem Bruder, dem Kaiser Konstantin XI. von Palaiologos, zur Verteidigung der Stadt keine Hilfe bzw. Unterstützung geschickt.

Die Herrschaft der beiden Brüder  war jedoch unpopulär, was zu einem Aufstand gegen sie führte, in dessen Verlauf Demetrios und Thomas Palaiologos osmanische Truppen zur Unterstützung bei der Niederschlagung des Aufstands einluden.

Nach weiteren Jahren der inkompetenten Herrschaft der Despoten, der Nichtzahlung des jährlichen Tributs an den Sultan und schließlich ihrer eigenen Revolte gegen die osmanische Herrschaft, eroberte Mehmed im Mai 1460 das Despotat Morea.

Demetrios geriet in die Gefangenschaft der Osmanen, während sein jüngerer Bruder Thomas mit seiner Familie aus Morea fliehen konnte.  

Nach der Eroberung von Morea blieben jedoch noch einige Widerstangsnester bestehen. Unter anderem weigerte sich felsige Halbinsel Monemvasia, sich zu ergeben, und wurde zunächst für kurze Zeit von einem katalanischen Korsaren regiert.

Der letzte Widerstandsort gegen die Osmanen war Salmeniko, im Nordwesten von Morea. Dort war Graitzas Palaiologos der militärische Befehlshaber, dessen Bastion die Burg Salmeniko war.

Während die Stadt schließlich kapitulierte, hielten Graitzas und seine Garnison sowie einige Einwohner der Stadt bis Juli 1461 in der Burg aus, bis es ihnen gelang, vor den Osmanen auf venezianisches Gebiet zu entkommen.  

Nach dem Tod von Andreas Palaiologos im Jahr 1502 wurde der Titel von dem albanischen Exilanten Konstantin Arianiti und dem griechischen Adligen Fernando Palaiologos beansprucht.

Das Despotat von Morea (1308-1460)

Das Haus  Kantakouzenos (1349–1383)

  • Michael Kantakuzenos (1308–1316), Vater des Kaisers Johannes VI. Kantakouzenos
  • Manuel Kantakouzenos (1349–1380), Sohn des Kaisers Johannes VI. Kantakouzenos
  • Matthaios Asanes Kantakuzenos (1380–1383), Sohn des Kaisers Johannes VI. Kantakouzenos und Irene Asanina
  • Demetrios I Kantakouzenos (1383), Sohn von Matthaios Asanes Kantakuzenos

Haus Asanes

  • Andronikos Asanes (1316–1322), Sohn des geflohenen Bulgarenzaren Iwan Assen III. und dessen Gemahlin Irene Palaiologina, einer Tochter des byzantinischen Kaisers Michael VIII. Dukas Komnenos Palaiologos.
  • Michael Asanes  (1354/1355)
  • Andreas Asanes (1354/55)

Das Haus Palaiologos (1383–1460)

  • Theodoros I Palaiologos (1383–1407), Sohn des byzantinischen Kaisers Johannes V. Palaiologos und seiner Frau Helena Kantakouzen
  • Theodoros II Palaiologos (1407–1443), Sohn des des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaiologos und seiner Frau Helena Dragaš.
  • Konstantinos Palaiologos             (1428–1449), Sohn des des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaiologos und seiner Frau Helena Dragaš.
  • Thomas Palaiologos (1428–1460), Sohn des des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaiologos und seiner Frau Helena Dragaš.
  • Demetrios II Palaiologos (1449–1460), Sohn des des byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaiologos und seiner Frau Helena Dragaš.

Nach der osmanischen Eroberung der Morea wurde der Titel von Thomas Palaiologos und seinem Sohn Andreas im Exil weitergeführt.

  • Thomas Palaiologos (1460–1465)
  • Andreas Palaiologos (1465–1502), Sohn von Thomas Palaiologos

© by Ingo Löchel

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