Donnerstag, 21. September 2023

21. September 454: Der weströmische Feldherr Flavius Aetius wird ermordet

Am 20. Juni 451 besiegten der weströmische General Flavius Aetius und Theoderich, König der Westgoten, den Hunngenkönig Attila in der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern, wobei Theoderich während der Kämpfe gegen die Hunnen und ihrer Verbündeten fiel.

Ein Jahr später fielen die Hunnen unter Führung von Attila in Italien ein und plünderten mehrere Städte, darunter auch Aquileia, wobei dem General Aetius  zu dieser Zeit offenbar keine ausreichenden Truppen mehr zur Verfügung standen, um Italien verteidigen und die Hunnen aufhalten zu können.

Attila zog sich schließlich aufgrund des Eingreifens des oströmischen Reiches aus Italien zurück. Mit seinem Tod im Jahr 453  brach das Hunnenreich auseinander.

Nach dem Tod Attilas, fühlte sich Flavius Aetius stark genug, um die Verschwägerung seiner Familie mit dem Kaiserhaus durchzusetzen zu können, so dass er von Kaiser Valentinian(us) III. schließlich die Zusage erhielt, dass sein Sohn Gaudentius dessen jüngere Tochter heiraten durfte.

Doch der schwache Valentinian(us) war neidisch und eifersüchtig auf die Macht und die Beliebtheit des Aetius. Da der machtlose Kaiser nicht offen gegen den beliebten General und Politiker vorgehen konnte, verbündete er sich zusammen mit dem Kämmerer Heraclius gegen Aetius.

Als Flavius Aetius am 21. September 454 am Hof in Ravenna einen Rechenschaftsbericht vor Valentinian(us) III. abgab, machte ihn der Kaiser für die Probleme im Reich verantwortlich und beschuldigte ihn, ihm das Reich wegnehmen zu wollen.

Als Aetius versuchte, sich gegen die Anschuldigungen zu verteidigen, zog Valentinian(us) sein Schwert und griff Aetius zusammen mit Heraclius an, die den General töteten. Ein weiteres Opfer wurde der Präfekt Boethius, der ebenfalls ermordet wurde.

„Als Aetius gerade die Finanzlage erläuterte und die Steuereinnahmen vorrechnete, sprang Valentinian mit einem Schrei auf einmal von seinem Thron auf und brüllte, er werde es nicht länger ertragen, durch derlei Betrügereien beleidigt zu werden.

Er behauptete, Aetius wolle ihn, indem er ihm die Schuld an den Problemen zuschob, nun auch um die Herrschaft im Westen bringen, wie er es bereits mit dem Osten getan habe; denn nur wegen Aëtius habe er damals darauf verzichtet, dort Marcian von dessen Thron zu entfernen.

Während Aetius angesichts dieses Ausbruchs noch wie gelähmt dastand und nur versuchte, diesen unvernünftigen Anfall zu dämpfen, zog Valentinian bereits sein Schwert aus der Scheide und stürzte sich gemeinsam mit Heraclius, der eine Axt unter seinem Umhang verborgen hatte.

Nachdem er Aetius erschlagen hatte, tötete Valentinian auch den Präfekten Boethius, der hoch in Aetius’ Gunst gestanden hatte. Er ließ ihre Leichen unbestattet auf das Forum werfen und berief unverzüglich den Senat ein, wo er gegen beide Männer schwere Vorwürfe erhob, da er fürchtete, es könne wegen Aetius zu einer Revolte kommen.“

Eine direkte Folge der Ermordung des Aetius war die Rebellion des Magister Militum Marcellinus in Dalamatien, der die Kontrolle über die Provinz übernahm und sie bis zu seinem Tod im Jahr 468 unabhängig regierte, sowie die Ermordung des weströmischen Kaisers Valentinian(us) III.  am 16. März 455.

© by Ingo Löchel

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