Sonntag, 14. April 2024

Das Lateinische Kaiserreich (1204 bis 1261)

Der Vierte Kreuzzug (1202-1204) sollte ursprünglich die von den Muslimen kontrollierte Stadt Jerusalem zurückerobern, doch eine Reihe wirtschaftlicher und politischer Ereignisse führte dazu, dass die Kreuzfahrerarmee zusammen mit den Venezianern Konstantinopel, die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, plünderte.

Ursprünglich war geplant, den abgesetzten byzantinischen Kaiser Isaak II. Angelos wieder auf den Thron zu setzen. Isaaks Sohn Alexios IV. hatte den Kreuzfahrern finanzielle und militärische Hilfe versprochen, mit der sie nach Jerusalem weiterziehen wollten.

Aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten der Kreuzfahrer, die die Pachtverträge für die venezianische Schiffe nicht zurückzahlen konnten, schlug der venezianische Doge Enrico Dandolo vor, dass die Heere des Vierten Kreuzzuges von ihrem eigentlichen Ziel Jerusalem abrücken und Konstantinopel erobern sollten.  

Nach der Eroberung und Plünderung der sehr reichen Stadt, wurde am 9. Mai 1204 Graf Balduin IX. von Flandern als Balduin I. mit venezianischer Unterstützung zum Kaiser des Lateinischen Kaiserreiches gewählt und am 16. Mai in der Hagia Sophia in einer Zeremonie gekrönt.

Das Lateinische Kaiserreich war nach feudalen Grundsätzen organisiert; der Kaiser war Lehnsherr der Fürsten, die Teile der eroberten Gebiete erhielten. Im Oktober 1204 belehnte Balduin 600 Ritter, die Ländereien besetzten, die zuvor im Besitz byzantinischer und griechischer Adliger gewesen waren.

Balduins eigener Anteil bestand aus der Stadt Konstantinopel, den angrenzenden Gebieten sowie aus einigen Außenbezirken und mehreren Inseln, darunter Lemnos, Lesbos, Chios und Tenos, die aber noch erobert werden mussten.

Die Autorität des Lateinischen Kaisereiches wurde jedoch von byzantinischen Teilstaaten unter der Führung der Familie Laskaris in Nikaia und der Familie Komnenos in Trapezung in Frage gestellt.

Der erste Versuch seitens der Byzantiner, die Stadt Konstantinopel zurück zu erobern, scheiterte jedoch im Jahr 1260.

In der Nacht vom 24. auf den 25. Juli 1261 fand der byzantinische General Alexios Strategopoulos mit seinen Männern einen unbewachten Eingang zur Stadt und drang mit nur 800 Soldaten in die Stadt Konstantinopel ein und beendete damit die Herrschaft des Lateinischen Kaiserreiches, woraufhin der Kaiser Balduin II. ins Exil floh.


Die Kaiser des „Lateinischen Kaiserreiches“

  • Balduin I. (1204–1205/06), Sohn des Grafen Balduin V. von Hennegau und der Gräfin Margarete I. von Flandern.
  • Heinrich (1206–1216), Sohn des Grafen Balduin V. von Hennegau und der Gräfin Margarete I. von Flandern.                       

Haus Courtenay

  • Peter (1216–1217/19), Gemahl von Jolante von Flandern, der Schwester von Balduin I. und Heinrich sowie Sohn von Peter I. von Courtenay, einem Sohn des Königs Ludwig VI. von Frankreich
  • Robert (1219–1228), Sohn von Peter und der Gräfin Jolante von Flandern
  • Balduin II. (1228–1261), Sohn von Peter und der Gräfin Jolante von Flandern

© by Ingo Löchel

Karte © by Wikipedia

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Arsakes I. – Der Gründer des Partherreiches

Arsakes I.   war der erste König der Parther und der Namensgeber der Arsakiden-Dynastie von Parthien. Um das Jahr 250 v. Chr. erobert...