Die deutschen König und Kaiser der Staufer, die 1197 das Königreich Sizilien von den normannischen Herrschern geerbt hatten, hatten immer wieder versucht, ihre seit langem bestehenden Ansprüche auch auf Norditalien zu festigen.
Ein Bestreben, das von vielen norditalienischen Staaten und vom Papsttum vehement bekämpft wurde.
Der daraus resultierende Kampf zwischen dem Papsttum und den Staufern spaltete die Loyalität vieler Italiener und führte zu Fraktionsbildungen, die als Ghibellinen (die Parteigänger des Kaisers) und Guelfen (die Unterstützer des Papstes) bezeichnet wurden.
Der Tod des deutschen Kaisers Friedrich II. im Jahr 1250 inmitten dieses Kampfes führte schließlich dazu, dass sein legitimer Enkel und Erbe als König von Sizilien, Konradin (der Sohn von König Konrad IV.) in Süddeutschland lebte und Sizilien unter der Herrschaft von Konradins Onkel, Manfred, dem unehelichen Sohn Friedrichs II. stand.
Manfred regierte in Sizilien zunächst zusammen mit seinem legitimen Halbbruder Konrad IV. (Konradins Vater). Nach dem von Tod Konrads IV. im Jahr 1254 fungierte Manfred zunächst als Regent für Konradin. Doch Im Jahr 1258 erklärte sich Manfred trotz Konradins Anspruch zum König von Sizilien, angeblich aufgrund von Gerüchten über Konradins Tod.
Papst Clemens IV., der die Politik seines Vorgängers Papst Urban IV. fortsetzte, war entschlossen, die wachsende Macht des Staufers Manfred zu bremsen. Er exkommunizierte Manfred und setzte die Gespräche mit Karl von Anjou fort, einem weltlichen Fürsten, der die gefährlichen Staufer mit Waffengewalt ablösen könnte.
Gestärkt durch päpstliche Mittel, zu denen auch ein Kreuzzugszehnt gehörte, der zur Bekämpfung der "ungläubigen" Staufer gewährt wurde, zog schließlich Karl von Anjou (der Bruder von König Ludwig VIII. von Frankreich) im Jahr 1265 in Italien ein.
1266 besiegte und tötete Karl von Anjou König Manfred in der Schlacht von Benevento und begann sich danach als neuer König von Sizilien zu etablieren.
Nach Benevento setzte Clemens IV. die päpstliche Politik fort, Karl gegen die Macht der Ghibellinen einzusetzen, obwohl mit dieser Unterstützung die Befürchtung einherging, dass die Anjou selbst, wie zuvor die Staufer, versuchen würden, sowohl Nord- als auch Süditalien zu beherrschen und damit die weltliche Macht des Heiligen Stuhls zu bedrohen.
Dennoch betrachtete das Papsttum seinen alten Feind, die Staufer, vorerst als Hauptbedrohung, und als Konradin, inzwischen 15 Jahre alt geworden, im September 1267 mit seinem Heer in Italien einmarschierte, um Karls Herrschaft über Sizilien zu beenden, suchte Clemens sofort Karls Unterstützung, um sie in der Toskana zu besiegen.
Nach einem beachtlichen Manöver stand das zahlenmäßig überlegene Heer Konradins am 23. August 1268 dem Heer Karls von Anjou schließlich in der in der Nähe der Stadt Tagliacozzo gegenüber.
Beide Heere traten in der Entscheidungsschlacht in drei Divisionen an. Die erste staufische Division bestand aus spanischen und italienischen Rittern und wurde vom Infanten Heinrich von Kastilien angeführt.
Die zweite Division bestand größtenteils aus Italienern, umfasste aber auch einige deutsche Ritter und wurde von Galvano Lancia angeführt.
Die letzte Division der Staufer enthielt die meisten deutschen Ritter und wurde von Konradin selbst angeführt, begleitet von seinem engen Freund Friedrich I., Markgraf von Baden.
Karls erste Division bestand größtenteils aus Italienern und einigen provenzalischen Rittern unter einem unbekannten Befehlshaber; die zweite Division enthielt den Großteil der französischen Truppen und bestand größtenteils aus landlosen Rittern und Männern, die auf der Suche nach Reichtum waren, und wurde von dem französischen Marschall Henri de Cousances befehligt.
Die dritte Division schließlich, die Karl selbst an der Seite des erfahrenen französischen Kreuzfahrers Erard von Valery anführte, bestand aus erfahrenen französischen Rittern. Diese dritte Division wurde von Karl auf Anraten von Valery hinter einem Hügel versteckt, um den zahlenmäßig überlegenen Staufern eine Falle und eine taktische Überraschung zu bereiten.
In der Anfangsphase der Schlacht überwältigten die ersten beiden Divisionen des Stauers Konradins Karls Armee und schlugen sie in die Flucht. Ein Mann, der Karls Rüstung trug und mit dem Anjou-Banner unterwegs war, wurde von Heinrich von Kastilien getötet und das Banner erbeutet.
Doch die Staufer erkannten nicht, dass es sich bei dem Getöteten um Henri de Cousances und nicht um Karl selbst handelte. Im Glauben, die Schlacht gewonnen zu haben, teilten sie sich auf, einige, um Karls fliehende Armee zu verfolgen, andere, um das Lager der Anjou zu plündern.
An diesem Punkt tappte Konradin in die Falle Karls, denn dessen versteckte Elitetruppen griffen in den Kampf ein und dezimierten Konradins Streitkräfte. Konradin gelang die Flucht vom Schlachtfeld, wurde aber später gefangen genommen und 1268 auf Befehl von Karl von Anjou hingerichtet. Damit endete die männliche Linie der Staufer.
© by Ingo Löchel
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