Samstag, 12. August 2023

Die Römische Armee - Teil 1: Die Königszeit (753-510 v. Chr) - Die Heeresreform des Tullius

Die Legionen waren das Rückgrat des römischen Imperiums. Doch  nicht allein durch ihre siegreichen Schlachten waren sie  einer der wichtigsten Bestandteile des Reiches, denn römische Legionäre kämpften nicht nur, sie bauten auch Lager, Brücken und Straßen. 
 
Durch ihren Sold wurde die lokale Wirtschaft angekurbelt. Zudem bedeutete für die Zivilbevölkerung die Anwesenheit von Soldaten relative Sicherheit vor Angriffen von außen.

In ihrer Blütezeit waren die Legionen militärische Kulturbringer, die den besiegten Völkern die ‚Überlegenheit‘ der Leistungen Roms nahe bringen sollten.

In der Republik gab es zahlreiche Legionen, die nach Bedarf ausgehoben und auch wieder aufgelöst wurden. Mit der Reform des Marius wurde aus dem Milizheer ein Berufsheer.

Nach der Schlacht bei Actium und der Eroberung Ägyptens gab es jedoch zu viele Legionen und Augustus löste mehr als die Hälfte von ihnen auf, um ihre Veteranen an strategisch wichtigen Orten anzusiedeln.

Beim Tode von Kaiser Augustus war die Zahl auf 25 Legionen gesunken. Kaiser Domitianus erhöhte ihre Zahl jedoch wieder auf 28.
Kaiser Trajanus ließ zwei weitere Truppenkontingente ausheben, um genug Streitkräfte für seinen zweiten Dakerkrieg zur Verfügung zu haben.

Somit hatte sich die Zahl der Legionen auf 30 erhöht. In weiterer Folge hoben die Kaiser immer mehr Legionen aus. Gleichzeitig wurde die Zahl der Soldaten innerhalb einer Legion mehr und mehr reduziert.

Dies führte schließlich zur Armee von Kaiser Konstantinus  mit insgesamt 75 Legionen, die je Legion eine Sollstärke von ca. 1.000 Mann hatten.

Das römisch Militär in der Königszeit bestand anfänglich nur aus Patriziern und deren Gefolge. Dabei stellte jede Kurie 100 Infanteristen und zehn Reiter. Da es insgesamt 30 Kurien gab, lag die Stärke des stadtrömischen Heeres bei 3.000 Mann Infanterie und 300 Mann Kavallerie.

Da dies nicht immer genau eingehalten wurde, kann man von einer Gesamtstärke zwischen 3.000 und 4.000 Mann ausgehen. Diese zusammen bildeten die damaligfe bewaffnete Macht, die Legion genannt wurde.

König Servius Tullius unterteilte die Bürger Roms in fünf Klassen und 18  Zenturien um die Rekrutierungsbasis zu erweitern und die Kosten für die Ausrüstung gerechter zu verteilen. Dadurch änderte sich das Aussehen und die Organisation des Heeres deutlich.

18 Ritterzenturien bildeten nun die Kavallerie. Aus den fünf verbleibenden Klassen wurden die Fußtruppen ermittelt.

Die schwere Infanterie wurde aus den ersten drei Klassen, die leichte aus den beiden restlichen Klassen gebildet.

Diese Einteilung erfolgte nach der Vermögenslage, denn die Soldaten mussten sich auf eigene Kosten ausrüsten.
„Aus denen die 100.000 Asse oder ein noch größeres Vermögen besaßen, stellt er 80 Hundertschaften zusam-men, je 40 der älteren und der jüngeren; die älteren sollten für den Schutz der Stadt zur Verfügung stehen, die jüngern sollten im Felde Kriegsdienst leisten: sie hatten an Rüstung zu stellen Helm, Rundschild, Beinschienen, Panzer – alles aus Bronze und dies zum Schutz des Leibes; als Waffe gegen den Feind Lanze und Schwert.“ (1)
„Die zweite Klasse wurde festgesetzt auf ein Vermögen zwischen 100.000 und 75.000 As, und aus ihnen – aus den älteren und jüngeren zusammen – wurden 20 Hun-dertschaften gebildet; an Waffen hatten sie zustellen einen Langschild statt des runden und sonst außer dem Panzer alles gleich.“ (2)
„Die dritte Klasse sollte ein Vermögen bis 50.000 As haben. Auch sie wurde in ebso viele Hundertschaften und nach dem Unterscheidungsprinzip des Alters eingeteilt; an der Bewaffnung wurde nichts geändert, nur die Beinschienen fielenfort.“ (3)
„In der vierten Klasse befanden sich die Vermögen bis 25.000 As; es wurden ebenso viele Hundertschaften gebildet, aber die Bewaffnung geändert. Sie führten lediglich Lanze und Wurfspieß.“(4)
„Die fünfte Klasse war größer; man formierte sie in 30 Hundertschaften; sie führten Schleudern und Wurfsteine; ihnen wurden die Hornisten und Trompeter zugegliedert, auf zwei Hundertschaften.“ (5)
„Nachdem Tullius das Fußvolk auf diese Weise gerüstet und eingeteilt hatte, hob er aus den Vornehmeren der Bürgerschaft 12 Hunderschaften Reiter; des weiteren formierte er aus den von Romulus gebildeten drei Hundertschaften sechs andere…“ (6)
Nur die reichen Patrizier konnten sich den Unterhalt eines Pferdes samt Kriegsrüstung leisten.

Die Dienstpflicht der römischen Soldaten erstreckte sich vom 17. bis zum 60. Lebensjahr. Für den aktiven Militärdienst wurden die „iuniores“ (Männer vom 17. bis zum  45. Lebensjahr) herangezogen.

Die „seniores“ (Männer vom 46. bis zum 60. Lebensjahr) verblieben in Rom und hatten die Aufgabe, die Stadt zu verteidigen. Als Schlachtordnung wurde die Phalanx verwendet.

© by Ingo Löchel

  • (1) Livius, Römische Geschichte 1. Buch, 43, 1-3 (Ab urbe condita, Liber I)
  • (2) Livius, Römische Geschichte 1. Buch, 43, 4 (Ab urbe condita, Liber I)
  • (3) Livius, Römische Geschichte 1. Buch, 54, 5 (Ab urbe condita, Liber I)
  • (4) Livius, Römische Geschichte 1. Buch, 43, 6 (Ab urbe condita, Liber I)
  • (5) Livius, Römische Geschichte 1. Buch, 43, 7 (Ab urbe condita, Liber I)
  • (6) Livius, Römische Geschichte 1. Buch, 43, 8 (Ab urbe condita, Liber I)

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