Freitag, 22. Dezember 2023

Der Untergang der „USS Maine“ und ihre Folgen

Am 15. Februar 1898 explodierte die „USS Maine“ aus bis heute noch ungeklärten Gründen und sank im Hafen von Havanna. Sie riss dabei 266 Mann der Besatzung mit in den Tod.
„Zum Schutz von amerikanischen Bürgern und deren Eigentum war das amerikanische Kriegsschiff im Hafen von Havanna vor Anker gegangen.“  (1)

Entgegen der Ansicht der meisten Offiziere des Navy Department, die einen Unfall annahmen, ging die USA-Regierung sofort von einem spanischen Terroranschlag mit einer Mine oder einem Torpedo aus.

Die Empörung der amerikanischen Bevölkerung war natürlich groß und richtete sich daraufhin gegen die Spanien.

Eine erste Untersuchungskommission im März 1898 erklärte zwar nach der Vernehmung von Zeugen und der Untersuchung des Schiffes, die „USS Maine“ sei durch ein Torpedo zerstört worden, die Zeugen waren jedoch auf Geheimhaltung verpflichtet worden und die Einzelheiten der Untersuchung blieben ebenfalls geheim.

Der so genannte "Maine-Zwischenfall" gab den USA den Anlass zum Krieg gegen Spanien, dem sogenannten Spanisch-Amerikanischer Krieg.

Am 19.04.1898 erklärte der Kongress auf Antrag des Präsidenten William McKinley Spanien den Krieg.

"Doch bereits im Februar hatte der Chef der amerikanischen Pazifikflotte  „die Weisung aus Washington“ erhalten, „nach Kriegsbeginn die spanische Flotte vor den Philippinen anzugreifen“, obwohl zwischen den USA und Spanien noch Verhandlungen begonnen worden waren, um den Konflikt friedlich zu bereinigen.

Doch die Würfel waren bereits gefallen, denn „der Krieg und die Nutzung seiner Ergebnisse durch McKinley eröffneten die erste Runde einer ausgreifenden Weltpolitik der USA. Die expansive Politik ..... beruhte auf dem Drang nach neuen Märkten, Rohstoffquellen und strategischen Besitzungen im karibischen Raum.... Sie ermöglichten es aber auch, sozialen Konfliktstoff durch eine nationale Woge der Begeisterung für diesen Krieg unter Kontrolle zu bringen.“ (2)

Admiral George Dewey überraschte dann auch am 1. Mai des Jahres 1898 die spanische Pazifikflotte in der Bucht von Manila und versenkte sie ohne eigene Verluste. Aber erst als auch die spanische Atlantikflotte versenkt wurde, fanden die Feindseligkeiten mit der Kapitulation Spaniens am 10. August 1898 ein rasches Ende.

Im „Frieden von Paris“ am 10.Dezembe 1898 setzte McKinley die Annexion der Philippinen (die für 20.000.000 Dollar von Spanien an die USA verkauft wurden), Puerto Ricos und Guams sowie die Errichtung der Vorherrschaft der USA über das nun formal unabhängige Kuba fort. 

So musste Kuba unter anderem die Bucht von Guantánamo als Militärstützpunkt an die USA abtreten. Zudem besaßen die USA ein Interventionsrecht, das Bestandteil der kubanischen Verfassung von 1901 wurde, das dazu führte das die USA  zum Hauptabnehmer für kubanischen Zucker und Tabak wurde, so dass US-amerikanische Investoren sich zunehmender im Zuckerrohranbau engagierten.

Zeitgleich annektierten die USA  während des Spanisch-Amerikanischen Krieges im Juli 1898 die bislang formell unabhängige Republik Hawaii, denn sie lag wegen ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und strategischen Lage schon lange im Blick der US-amerikanischen Außenpolitik.

Der US-Präsident McKinley erläuterte der Öffentlichkeit den Sinn der Eroberung am 12.Oktober 1898 mit folgenden Worten: „Wir benötigen neue Märkte, und insofern als der Handel der Flagge folgt, sieht es ganz danach aus, dass wir neue Märkte haben werden.“

Die Filipinos setzten unterdessen ihren Freiheitskamp nun gegen die amerikanische Fremdherrschaft  fort, die daraufhin mit brutaler militärischer Gewalt, vor allem gegen die Zivilbevölkerung antworteten.

Der Unabhängigkeitskampf der Filipinos wurde von den USA zwischen 1899 und 1902 blutig niedergeschlagen, die in dieser Zeit 125.000 amerikanische Soldaten eingesetzten, von denen 4.000 im Kampf fielen. Die Filipinos hatten 20.000 Tote zu beklagen.

Der wirtschaftliche Aufschwung und die Hochstimmung nach dem Sieg des Krieges wirkten sich zugunsten der Wiederwahl von Präsident McKinley aus. Seine zweite Amtszeit begann am 4.März 1901.

Doch am 6. September 1901 wurde der wiedergewählte Präsident beim Besuch der Panamerikanischen Ausstellung in Buffallo, New York, von dem ‚Anarchisten‘ Leon Czolgosz niedergeschossen.

Der Präsident verstarb am 14. September 1901 an den Folgen der Schussverletzungen. McKinley war damit der dritte Präsident der USA der einem Attentat zum Opfer gefallen war.

Der Hintergrund der Tat blieb jedoch bis heute unklar, denn bis kurz vor dem Attentat war Leon  Czolgosz in der anarchistischen Bewegung völlig unbekannt gewesen.

Leon  Czolgosz wurde nach einem kurzen Prozess am 29. Oktober 1901 im „Aubum Prison“ in Aubum, New York, hingerichtet.

Eine weitere Untersuchungskommission der US-Marine und der US-Regierung in den Jahren 1911/1912 bestätigte angeblich den Verdacht eines Terroranschlages. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1976 erklärte jedoch ein Ingenieur, der an der Untersuchung beteiligt war, dass alle Explosionslöcher nach außen wiesen.

Zur Untersuchung des Schiffs und zur Bergung der noch im Wrack befindlichen 70 toten Seeleute wurde die Maine im Hafenbecken mit Spundwänden umgeben und trockengelegt.

Nach Abschluss der Untersuchungen wurde das Wrack in internationale Gewässer vor Havanna geschleppt und versenkt. Das abgerissene Vorschiff wurde im Laufe der Untersuchungen zerstört.

Eine dritte Untersuchungskommission in den Jahren 1974 und 1975 fand nach erneuter Auswertung der 1911/1912 gemachten Fotos und nach Materialtests jedoch keine Anhaltspunkte mehr für eine Minen- oder Torpedoexplosion.

Vielmehr ging man nun von einer inneren Explosion in den vorderen Munitionskammern der „USS Maine“ aus. Weitere Untersuchungen und Materialexperimente in den Jahren 2000 und 2001 haben diese Annahme schließlich bestätigt.

Man geht nun davon aus, dass es im vorderen Kohlebunker zu einer spontanen Selbstentzündung der Kohle kam. Durch diesen über Stunden unentdeckten Brand (Kohlebrand) in dem Kohlebunker wurde das Stahlschott zum daneben liegenden Munitionsbunker so stark erhitzt, dass sich das dort lagernde Schwarzpulver entzündete und die dort ebenfalls deponierten Granaten zur Explosion brachte. Dies führte zur Explosion weiterer, benachbarter Munitionskammern und somit zum Totalverlust der „USS Maine“.

Bemerkenswert ist, dass noch im Jahr 1987 der US-Präsident Ronald Reagan in einer Rede vor US-Kadetten den alten Kriegsruf von 1898: "Remember the Maine" - "Denkt an die Maine“, benutzte.

© by Ingo Löchel

 

  

  • (1)    Heideking/Mauch: Die Amerikanischen Präsidenten
  • (2)    Prof. Dr. Schäfer: Die Präsidenten der USA

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