Samstag, 2. Dezember 2023

Imperium Romanum

Das Rom der Antike fesselt auch 1.500 Jahre nach seinem Zerfall die Menschen. Die einst kleine italienische Stadt entwickelt sich binnen kürzester Zeit zu einem der mächtigsten Weltreiche des Altertums.

Verschiedene schriftliche Aufzeichnungen, die sich aus jener Zeit erhalten haben, berichten mehr als 2.000 Jahre später über antike Kriegskunst, gewaltige Heereszüge und Schlachten von epischem Ausmaß.

Die 13teilige US-Dokumentation “IMPERIUM ROMANUM“ bietet einen durchaus guten Überblick über den Aufstieg und den Fall des Römischen Reiches. Sie hat aber leider auch einige nicht unerhebliche Mankos. 

Das liegt vermutlich daran, dass die amerikanischen Historiker anscheinend nicht auf dem aktuellen Wissensstand in Bezug auf die Geschichte des Römischen Reiches sind.

Sie vertreten zudem teilweise seltsame Thesen und stellen immer wieder Vergleiche zwischen der römischen Armee und der US-amerikanischen Armee bzw. zwischen Präsident Bush und den Kaisern des Frühen Kaiserreiches auf, was irgendwie absurd wirkt.

Zudem bieten die nachgestellten Szenen keine historisch genaue Darstellung der Kämpfe der damaligen Zeit sowie der Ausrüstung der römischen Soldaten dar. Ständig sieht man die römischen Soldaten im Schienenpanzer herumlaufen bzw. kämpfen, obwohl diese ‚Rüstung‘ nur während der Kaiserzeit und während dieser Zeit auch nur knapp 150 Jahre getragen wurde.

Während der Römischen Republik und bis zur Frühen Kaiserzeit trugen die römischen Legionäre Kettenhemden. Auch bei der sonstigen Ausrüstung (Helm oder Schild) ist keine klare Abgrenzung zwischen der Römischen Republik bzw. dem ersten, zweiten, dritten oder vierten Jahrhundert n. Chr. zu erkennen.

Jeder, der sich nur ein bisschen mit der Materie beschäftigt, weiß, dass z. B. der römische Legionär der frühen Kaiserzeit überhaupt keine Ähnlichkeit mit dem der Späten Kaiserzeit besessen hat.

Zudem wurde das Römische Heer Ende des dritten Jahrhunderts in Grenz- und Bewegungsheer aufgeteilt und die Größe der Legionen erheblich gekürzt. Sie bestanden nicht mehr aus ca. 6.000 Soldaten, sondern maximal aus 1.000 Mann.

Denn auch bei den Römern veränderte sich das Aussehen der Soldaten in den Jahrhunderten. Genauso wie die ‚Uniformen‘ und Waffen des Dreißigjährigen Krieges sich von denen der Napoleonischen Kriege erheblich unterschieden.

Ein weiteres Manko bei den nachgestellten Szenen und Schlachten in „IMPERIUM ROMANUM“ sind die Darstellungen der sogenannten Barbaren. Diese werden nämlich auch immer uniform dargestellt, obwohl es nicht nur zwischen den Galliern und den Germanen große Unterschiede bezüglich der Kleidung und des Aussehens gab, sondern auch zwischen den verschiedenen germanischen Stämmen, man nenne da nur mal Alemannen, Goten oder Franken.

Das Manko der US-amerikanischen Historiker in Bezug auf die römische Geschichte setzt sich leider bis zur letzten Folge fort. In der Folge „“DER SOLDATENKAISER“ wird leider nur sehr kurz auf das GALLISCHE SONDERREICH eingegangen.

Auch hier zeigt sich leider ebenfalls das teilweises historisches Unwissen der Macher der 13teiligen Dokumentation, da unter anderem die Kaiser und Soldaten dieses Sonderreiches als barbarisch oder Barbaren bezeichnen werden, obwohl dieses Sonderreich aus römischen Bürgern bestand und von römischen Legionen verteidigt wurde, die die gleiche Ausrüstung besaßen wie die Legionäre des übrigen Römischen Reiches.

Zudem besaß das Gallische Sonderreich unter anderem einen eigenen Senat mit eigenen Senatoren, der durch seinen ‚Status‘ als Sonderreich unabhängig von Rom Entscheidungen traf.

Die negative Darstellung mancher Kaiser, wie z. B. MAXENTIUS in der Folge „KONSTANTIN DER GROSSE“ kann ebenfalls so nicht nachvollzogen werden, denn die sehr wenigen Quellen, die es über diesen letzten ‚heidnischen‘ Kaiser Roms gibt, der beim Volk übrigens sehr beliebt war, stammen alle von dessen Gegnern und den Anhängern Konstantins.

Glücklicherweise verschont diese Dokumentation den Zuschauer mit der damaligen christlichen Propaganda und Konstantins Vision des Kreuzes, unter dessen Zeichen er in der Schlacht gesiegt haben soll.

Alles in allem bieten etwa die ersten sieben Folgen eine gute Darstellung der historischen Ereignisse, sieht man von den ungenauen historischen und szenischen Darstellungen ab.

Ab Folge 8 „DER ZORN DER GÖTTER“ wird das Ganze aber etwas historisch ungenau. Teilweise kann man die Meinungen und die Kommentare der US-amerikanischen Historiker nicht mehr so ganz nachvollziehen.

Ab der Folge 9 fehlen zudem die Darstellung wichtiger historischer Ereignisse, die prägend für das spätere Römische Reich wurden. So unter anderem die Gefangennahme des Kaisers Valerianus durch die Sassaniden oder die Aufstellung von Reitereinheiten, die Kaiser Gallienus als schlagkräftige Elitetruppen einsetzte und sie schnell und effizient gegen ins Reich eindringende Feinde einsetzte.

Über das Gallische Sonderreich, das von Postumus gegründet wurde, wurde ja schon einiges gesagt. Es war, wie bereits erwähnt, keine Anhäufung barbarischen Pöbels, die Felle trugen, sondern bestand aus römischen Bürgern und römischen Legionären.

Als Fazit kann man aus der Geschichte des Römischen Reiches ziehen, dass durch die ständigen Bürgerkriege und den diversen Schlachten, in denen Kaiser gegen Gegenkaiser und Kaiser gegen Usurpatoren kämpften, worin mitunter Zehntausende römische Legionäre ihr Leben aushauchten, dieses verlorene Menschenmaterial aufgrund der hohen Verluste nicht mehr ersetzt werden konnte. Das römische Reich blutete mit der Zeit einfach aus.

Hinzu kamen unfähige und zu junge Herrscher in Zeiten, in denen das Römische Reich fähige Herrscher gebraucht hätte. Und wenn tatsächlich ein paar fähige Anführer auftauchten, wurden diese (aus welchen Gründen auch immer) schnell wieder beseitigt.

Auch das dynastische Bestreben der römischen Herrscher in der Spätantike sorgte für eine Destabilisierung des Reiches, weil sie ihre unfähigen Nachkommen mit allen Mitteln auf den Thron hieven wollten, ohne über die Folgen nachzudenken.

Hinzu kamen Glaubenskämpfe zwischen Heiden und Christen innerhalb des Reiches, und nachdem das Christentum als alleinige Religion anerkannt worden war, der Kampf der verschiedenen christlichen Richtungen untereinander, was mit der Zeit zu einer weiteren Destabilisierung des Römischen Reiches führte.

Alles in allem ist die 13-teilige Dokumentation „IMPERIUM ROMANUM“ leider nicht für historische Laien zu empfehlen, weil allein schon durch die historisch unkorrekte Darstellung der nachgestellten historischen Szenen falsche Informationen aufgenommen werden können.

Denjenigen, die bereits historisch gefestigt sind und sich mit der Materie auskennen, kann diese Dokumentation durchaus empfohlen werden, sei es auch nur, um einen rudimentären Überblick über den Aufstieg und den Fall des Römischen Imperiums zu bekommen.

Imperium Romanum
(Rome: Rise and Fall of an Empire)
USA 2008

Episoden
  •     01 Kimbern und Teutonen
  •     02 Spartacus
  •     03 Julius Caesar
  •     04 Die Varusschlacht
  •     05 Die Invasion Britanniens
  •     06 Die Dakerkriege
  •     07 Marc Aurel und Commodus
  •     08 Der Zorn der Götter
  •     09 Der Soldatenkaiser
  •     10 Konstantin der Große
  •     11 Theodosius I.
  •     12 Ricimer
  •     13 Der letzte Herrscher
FSK: Ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 585 Min. (13 x 45 Min.)
Polyband

© by Ingo Löchel

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