Samstag, 16. Dezember 2023

Die "Sons of Liberty" und die "Boston Tea Party"

Am 27. November 1773 traf die “Dartmouth”, das erste von drei Handelsschiffen der „East India Company“, mit einer ungeheuren Ladung Tee in Boston ein.

Am 29. und 30. November fanden Massenproteste in Boston statt, und die Ladung des Schiffes konnte aus diesem Grund nicht gelöscht werden. Es lag somit mehr als zwei Wochen lang im Bostoner Hafen fest.

In der Nacht des 16. Dezembers verkleideten sich eine Gruppe von Kolonisten (die Zahl schwankt zwischen 60 und 200) als Mohawk-Indianer, enterten die „Darthmouth“ und warfen die gesamte Ladung des Schiffes, 342 Seekisten im Wert von etwa 10.000 Pfund, in das Hafenbecken von Boston.

Die „Boston Tea Party“ markierte den Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges.

Doch wer steckte hinter der so genannten „Boston Tea Party“?

Zur Zeit der „Boston Tea Party“ kam die St. Andrew’s Lodge regelmäßig in dem sogenannten „Long Room“ der „Freemason’s Hall“ in Boston zusammen. Die Loge teilte die Räumlichkeiten und einen großen Teil ihrer Mitglieder mit einer Reihe rasch sich herausbildender politisch orientierter Geheimgesellschaften und quasi-freimaurerischer, geheimer Bruderschaften, die sich den Widerstand gegen die britischen Steuergesetzgebung und der britischen Regierung als solches zum Ziel gesetzt hatten.

Darunter waren unter anderem

  • 1) der „Long Room Club“ (zu dem auch der Freimaurer Joseph Warren, der Großmeister der St. Andrew’s Lodge, gehörte),
  • 2) das „Comimittee of Correspondence (dem Joseph Warren ebenfalls angehörte sowie der Freimaurer Paul Revere), das die örtliche Opposition in anderen amerikanischen Städten wie Philadelphia und New York abstimmte,
  • 3) die „North End Caucas“ (darunter sehr viele Freimaurer, darunter auch wiederum Joseph Warren).

Eine noch militantere Organisation, die sich zwar nicht in den „Long Room“ der „Freemason’s Hall“ traf, bei der sich aber die Mitgliedschaft mit denen der St. Andrew’s Lodge überschnitt, waren

  • 4) die „Sons of Liberty“ (in der der Freimaurer Paul Revere Mitglied war) mit ihrem inneren Kern, den sogenannten „Loyal Nine“, die Gewalt befürworteten und seit 1765 Aufruhr, Demonstrationen und andere Formen des zivilen Ungehorsams angezettelt hatten.

Eine herausragende Stellung hatte dort Samuel Adams, der Cousin von John Adams, der jedoch nicht als Freimaurer bekannt war, laut dem „Internationalen Freimaurer – Lexikon“ aber Freimaurer gewesen sein soll. (1)

Drei Personen (2), die  sowohl in der St. Andrew’s Lodge (SAL) als auch  in der „Loyal Nine“ Mitglieder waren, sind bekannt:

  • Thomas Chase (1767 SAL)
  • Thomas Crafts (1761 SAL)
  • Henry Welles (1760 SAL)

Die Versammlungsprotokolle der St. Andrew’s Lodge unmittelbar vor der „Boston Tea Party“ sind ebenfalls sehr aufschlussreich.

So kam die Loge am 30. November 1773, dem zweiten Tag der Massenproteste gegen das Einlaufen der "Dartmouth",  zusammen, doch nur sieben Mitglieder waren anwesend.

Dem Protokollbuch zufolge wurde "der Antrag gestellt und unterstützt, dass die Loge sich wegen der geringen Zahl der anwesenden Brüder auf den nächsten Donnerstagabend vertagen möge."  (3)

An dem vereinbarten Donnerstag, dem 2. Dezember 1773, nahmen fünfzehn Mitglieder und ein Besucher an der Versammlung der Loge teil, und man wählte Amtsträger für das folgende Jahr.

Eine Woche später, am 9. Dezember 1773, dem für das regelmäßige monatliche Treffen geplanten Datum, waren vierzehn Mitglieder und zehn Besucher anwesend, doch die offiziellen Angelegenheiten wurden auf den 16. Dezember verschoben. Dies war die Nacht der "Boston Tea Party".

Nur fünf Mitglieder erschienen in der Loge. Unter ihrem Namen steht im Protokollbuch: "Loge (aufgrund der geringen Zahl anwesender Mitglieder) bis morgen Abend geschlossen."  (4)

Plante die St. Andrew’s Lodge die „Tea Party“ oder ging alles von Samuel Adams und den „Sons of Liberty“ aus?

Außer  Frage steht, dass mindestens zwölf Logenmitglieder der St. Andrew’s Lodge

  • Stephen Bruce (1767)
  • Thomas Chase (1767)
  • Adam Collsen (1762)
  • Thomas Crafts (1761)
  • John Hancock (1762)
  • Samuel Peck (1756)
  • Edward Procter (1763)
  • Paul Revere (1760)
  • Thomas Urann (1760)
  • Joseph Warren (1761)
  • Joseph Webb (1760)
  • Henry Wells (1760)

 an der “Tea Party” beteiligt waren.

Zwölf weitere Teilnehmer wurden nach den Ereignissen der „Tea Party“ Mitglieder in der St. Andrew’s Lodge:

  • David Bradlee  (1777)
  • Samuel Cooper (1795)
  • Robert Davis (1777)
  • Samuel Gore (1778)
  • Abraham Hunt (1777)
  • Daniel Ingersoll (1782)
  • Amos Lincoln (1777)
  • Eliphalet Newell (1777)
  • Henry Purkitt (1795)
  • William Russell (1777)
  • James Swan (1777)
  • Nathaniel Willis (1779)

Zudem hätte die “Boston Tea Party” nicht ohne die aktive Kooperation von zwei Abteilungen der Kolonialmiliz stattfinden können, die die Fracht der “Dartmouth” bewachen sollten.

Edward Procter, der Hauptmann der ersten Abteilung, gehörte seit 1763 der St. Andrew’s Lodge an. (5)

Auch drei seiner Männer

  • Stephen Bruce
  • Thomas Knox
  • Paul Revere

waren ebenfalls Mitglieder der St. Andrew’s Lodge, und drei weitere gehörten den „Loyal Nine“ an.

In der zweiten Milizabteilung gab es drei Freimaurer aus der St. Andrew’s Lodge. Insgesamt waren von den 48 Soldaten aus den beiden Milizabteilungen 19 Freimaurer, die an der Vernichtung der Fracht der „Dartmouth“ beteiligt waren. Von diesen 19 gehörten 6 der St. Andrew’s Lodge und drei weitere den „Loyal Nine“ an.

Doch wer war dieser Freimaurer Joseph Warren, der in diversen Geheimgesellschaften und militanten Organisationen Mitglied war und sich an der „Boston Tea Party“ beteiligte?

Joseph Warren wurde am 10. Juni 1741 in Roxbury, Massachusetts als Sohn des Farmers und Lokalpolitikers Joseph Waren und dessen Frau Mary Stevens geboren.

Nach dem Besuch der Lateinschule in Roxbury, begann er ein Studium der Medizin an der Harvard-Universität, das er 1759 abschloss.

Während er Allgemeinmedizin und Chirurgie in Boston praktizierte, wurde er Mitglied in der Freimaurerloge „St. Andrews Lodge“ und begann sich in Verbindung mit John Hancock, James Otis, Samuel Adams und anderen Freimaurern und radikalen Anführern in der Politik zu betätigen.

Warren wurde Vorsitzender des Korrespondenzkomitees und Großmeister der „St. Andrew’s Lodge“ und von der Groß-Loge von Schottland zum Großmeister von ganz Nordamerika ernannt. Am 6. September 1764 heiratete er Elizabeth Hooten,  mit der er vier Kinder (Elizabeth, Joseph, Richard und Mary) zusammen hatte, die 1772 verstarb.

1769 wurde er zum Großmeister von Massachusetts und 1772 zum vom Großmeister Earl of Dunfries der Großloge von Schottland zum Großmeister des ganzen amerikanischen Kontinents ernannt.

Gerüchten zu Folge soll es Joseph Warren gewesen sein, der William Dawes und Paul Revere auf ihre berühmten "Mitternachtsritte" sandte, um Lexington und Concord vor dem Anmarsch einer britischen Miliz zu warnen.

Warren wurde durch den Massachusetts Provinzial Kongress zum Generalmajor ernannt, kämpfte jedoch in der Schlacht von Bunker Hill am 17. Juni 1775 als Freiwilliger in der vordersten Linie. Er wurde während der Schlacht getötet und war damit wohl der erste Offizier, der im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg starb.

Nach seinem Tod übernahm Warrens jüngerer Bruder John, der ebenfalls Freimaurer war, die Erziehung für dessen 4 Kinder. Der Freimaurer John Warren gründete nach dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg die „Harvard Medical School“.

© by Ingo Löchel

 

  • (1)Internationales Freimaurerlexikon, Herbig Verlag
  • (2)Griswold: The Boston Tea Party
  • (3)Cerza: The Boston Tea Party and the Freemasonry
  • (4)Griswold: The Boston Tea Party
  • (5)The One Hundred and Fiftieth Anniversary of the Lodge of St. Andrew’s

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