Samstag, 30. Dezember 2023

Silvanus - Der 28-Tage-Kaiser

Der korrupten Clique Constantius II. (337 bis 353) gelang es, den misstrauischen und paranoiden Kaiser davon zu überzeugen, dass der „Magister Peditum per Gallias“ (Oberbefehlshaber des gallischen Feldheeres) Silvanus die Macht an sich reißen wollte.

Laut Ammianus Marcellinus benutzten der Prätorianerpräfekt Lampadius und der ehemalige Schatzmeister Eusebius einen Schwamm, um einen Brief zu verändern, den Silvanus an seine Freunde in Rom geschickt hatte. 

Der veränderte Brief ließ vermuten, dass Silvanus versuchte, innerhalb des Senats Unterstützung für einen Staatsstreich zu gewinnen.

Der Hofstaat von Constantius, mit Ausnahme der fränkischen Generäle Malarich und Mallobaudes, war einhellig gegen Silvanus. Die Höflinge Apodemius und Dynamius fälschten weitere Korrespondenz, die Zweifel an Silvanus' Loyalität aufkommen ließ.

Constantius hielt daraufhin einen Prozess ab, bei dem Silvanus' Freunde und Verbündete die falschen Anschuldigungen gegen den Feldherrn erfolgreich zurückweisen konnten.

Doch Silvanus, der nichts von dem Erfolg seiner Anhänger wusste, reagierte auf die drohende Verurteilung und Hinrichtung, indem er sich am 11. August 355 in Colonia Agrippina (dem heutigen Köln) selbst zum römischen Kaiser ausrief.

Kaiser Constantius II., der sich in Mailand aufhielt, befahl Silvanus, sich am Hof einzufinden, und schickte den Heerführer (Magister Militum) Ursicinus nach Köln, um Silvanus' Posten zu übernehmen. Ursicinus war selbst mit Constantius' Clique verfeindet, so dass Silvanus dem erfahrenen General vertraute.

Aus dem Brief, den Ursicinus Silvanus übergab, ging nicht hervor, dass Constantius bereits von Silvanus' Streben nach der Macht wusste, so dass Silvanus sich in Sicherheit wähnte.

Es scheint jedoch, dass Ursicinus Silvanus verriet und dann dessen Ermordung arrangierte, indem er einige der aufständischen Soldaten für sich gewann. Diese Männer töteten die Wachen des Usurpators und ermordeten Silvanus, der sich am 7. September 355 auf dem Weg zur Kirche befand.

„Auf diese Weise ist ein Feldherr von nicht geringem Verdienst umgekommen, aus Furcht vor falschen Anschuldigungen, die ihm in seiner Abwesenheit von einer Fraktion böser Menschen angehängt wurden und die ihn bis zum Äußersten trieben, um seine Sicherheit zu bewahren." (Ammianus Marcellinus, Römische Geschichte, Buch 15)

Silvanus wurde in Gallien als Sohn von Bonitus geboren, einem fränkischen General, der Konstantin I. (306 bis 337) im Bürgerkrieg gegen Licinius (308 bis 324) unterstützt hatte.

Bis 351 bekleidete Silvanus den Rang eines Tribuns und war einer der ranghöchsten Offiziere, die in der Schlacht von Mursa Major zu Kaiser Constantius II. überliefen, nachdem sie zunächst den Usurpator Magnentius unterstützt hatten.

Als fähiger Soldat wurde Silvanus schließlich zum „Magister Peditum per Gallias“ (Oberbefehlshaber des gallischen Feldheeres) befördert, ein wichtiger Posten.

352-353 n. Chr. betraute ihn Kaiser  Constantius II. persönlich mit der schwierigen Aufgabe, die in Gallien plündernden und brandschatzenden Alamannen jenseits des Rheins zurückzudrängen und die dort bröckelnde römische Autorität in der Provinz wiederherzustellen, was ihm durch Bestechung der alamannischen Häuptlinge sowie durch militärischer Siege auch gelang.

© by Ingo Löchel

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