Dienstag, 14. Mai 2024

14. Mai 1097: Beginn der Belagerung der Stadt Nicäa

Die Stadt Nicäa, die zum Byzantinischen Reich gehört hatte,  wurde im Jahr  1081 von den Seldschuken erobert und bildete die Hauptstadt des Sultanats von Rûm.

Im Jahr 1096 hatte der Volkskreuzzug unter Führung von Peter der Einsiedler das  Land um die Stadt geplündert, bevor er von den Türken vernichtend geschlagen wurde.

Daher sah Sultan Kilij Arslan in den nachfolgenden Truppen der Kreuzfahrer zunächst keine Bedrohung, ließ seine Familie und seinen Schatz in Nicäa zurück und zog nach Osten, um die Kontrolle über Melitene zu erlangen.

Ende April 1097 begannen die Kreuzfahrer, Konstantinopel zu verlassen. Gottfried von Bouillon war der erste, der in Nicäa ankam. Ihm folgten Bohemund von Tarent, Bohemonds Neffe Tankred, Raymond IV. von Toulouse, Robert II. von Flandern sowie Peter der Einsiedler mit den wenigen Überlebenden des Volkskreuzzugs.

Am 14. Mai 1097 begannen die Kreuzfahrer mit der Belagerung der Stadt Nicäa und verteilten ihre Truppen auf verschiedene Abschnitte der Stadtmauer, die mit 200 Türmen gut verteidigt war. Bohemund lagerte auf der Nordseite der Stadt, Gottfried von Bouillon auf der Südseite und Raymond und Adhemar von Le Puy am Osttor.

Am 16. Mai griffen die Türken die Kreuzfahrer an, wurden aber zurückgeschlagen. Daraufhin wurden Boten an Kilij Arslan, dessen Vorhut am 20. Mai 1097 von den  Truppen unter Raymond und Robert II. von Flandern geschlagen wurden.

Am 21. Mai 1097 besiegte das Kreuzfahrerheer den Sultan in einer erbitterten Schlacht, die bis tief in die Nacht dauerte. Beide Seiten hatten schwere Verluste zu beklagen, doch schließlich zog sich Kilij Arslan zurück.

Der byzantinische Kaiser Alexios I. hatte beschlossen, die Kreuzfahrer nicht zu begleiten, sondern marschierte seinen Truppen hinter ihnen her und schlug sein Lager im nahe gelegenen Pelecanum auf.

Von dort aus schickte er Boote, um den Kreuzfahrern bei der Blockade des Askanischen Sees zu helfen, der bis zu diesem Zeitpunkt von den Türken genutzt wurde, um Nicäa mit Lebensmitteln zu versorgen.

Die Boote trafen am 17. Juni 1097 unter dem Kommando des byzantinischen Generals Manuel Boutoumites ein. Zudem hatte der Kaiser ohne das Wissen der Kreuzfahrer Boutoumites heimlich damit beauftragt, mit den Seldschuken über eine Kapitulation der Stadt zu verhandeln, was am 19. Juni 1097 auch geschah.

Als die Kreuzfahrer entdeckten, was Alexios getan hatte, waren sie sehr verärgert, denn sie hatten gehofft, die Stadt plündern zu können. Doch Boutoumites verbot dies und ließ die Kreuzfahrer nur in kleinen Gruppen von jeweils zehn Mann in die Stadt ein.

Die Familie von Kilij Arslan wurde nach Konstantinopel gebracht, wo sie schließlich ohne Lösegeld freigelassen wurde.

Zwar gab Kaiser Alexios I. den Anführern des Kreuzfahrerheeres Geld, Pferde und andere Geschenke, doch diese waren darüber nicht sehr erfreut, da sie glaubten, sie hätten noch mehr bekommen können, wenn sie die Stadt Nizäa selbst erobert hätten.

General Boutoumites erlaubte ihnen zudem erst abzureisen, nachdem alle Anführer des Kreuzfahrerheeres einen Lehnseid auf Alexios geschworen hatten, sofern sie dies nicht schon in Konstantinopel getan hatten.

Wie schon in Konstantinopel weigerte sich Tankred zunächst, gab aber schließlich nach, so dass das Kreuzfahrerheer schließlich am 26. Juni 1097 weiterziehen konnte.  

© by Ingo Löchel

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