Zunächst war die Belagerung von Khartum eher eine
Blockade als eine echte Belagerung, da die Truppen des Mahdi zu Beginn nicht
genügend Kräfte hatten, eine richtige Belagerung durchzuführen, so dass es
ihnen unter anderem erst im April 1884 gelang, die die Telegrafenleitungen zu
kappen.
Um die Moral aufrechtzuerhalten, ließ Gordon jeden
Freitag- und Sonntagabend eine Militärkapelle auf dem zentralen Platz Konzerte
geben und goss seine eigenen Orden für seine Männer.
Obwohl die Telegrafenleitungen nach Kairo seit April 1884 gekappt waren, nutzte Gordon die verbliebenen Telegrafenleitungen, um sein eigenes Telegrafennetz in Khartum aufzubauen, umd die Männer, die die Mauern von Khartum hielten, mit dem Palast des Generalgouverneurs zu verbinden, um ihn so über das Geschehen auf dem Laufenden zu halten.
Um die Angriffe der Mahdisten zu verlangsamen, baute
Gordon primitive Landminen aus mit Dynamit gefüllten Wasserkanistern. Um den
Feind in Bezug auf die Zahl der Verteidiger der Stadt zu verwirren, stellte er
entlang der Mauern von Khartum, die dem Blauen Nil zugewandt waren, Holzattrappen
in Uniform auf.
Obwohl die britische Regierung beschlossen hatte, den
Sudan aufzugeben, stimmte das Kabinett am 25. Juli 1884 aufgrund des Drucks der
Öffentlichkeit und gegen den Widerstand des Premierministers Gladstone für die
Entsendung einer Hilfsexpedition nach Khartum.
Die Hilfstruppe, die unter dem Kommando von Gordons altem
Freund, Feldmarschall Sir Garnet Wolseley, stand, waraber erst im November 1884 einsatzbereit.
Wolseley war ein bürokratischer General, dessen Talente in
der Verwaltungsarbeit lagen. Als General war Wolseley langsam, methodisch und
vorsichtig, der eine Ausrede nach der anderen fand, um den Nil nur schleppend
zu befahren.
Am 4. September 1884 wendete sich Gordons Schicksal zum
Schlechteren, als, Mohammed Aly, der der fähigste seiner Offiziere, zusammen
mit etwa 1.000 von Gordons besten Truppen bei einem Überfall in einem
Hinterhalt getötet wurde.
Am 9. September 1884 wurde ein gepanzerter Dampfer auf dem Weg nach Kairo zum ersten Mal von den Mahdisten
gekapert, und alle an Bord getötet. Unter den Toten waren Gordons inoffizieller
Sprecher, der Times-Journalist Frank Powers, Gordons Stabschef, Colonel
Stewart, und der französische Konsul in Khartum, Léon Herbin, die Gordon alle nach Kairo geschickt hatte, um
Hilfe zu holen.
Zudem erhielt Gordon einen Brief des Mahdi. Darin verhöhnte dieser Gordon wegen der Ermordung seiner Freunde Powers und Stewart und warnte ihn, dass er der Nächste sein würde, wenn er sich nicht ergebe.
Jedoch stellten die Verteidigungsanlagen, die Gordon mit
Erdwällen, Minen und Stacheldraht errichtet hatte, die Mahdisten vor große
Schwierigkeiten, und ihre Versuche, Khartum zu stürmen, scheiterten.
Um Gordons gepanzerten Dampfern etwas entgegenzusetzen,
errichteten der Mahdi eine Reihe von Forts entlang des Nils, die mit -Geschützen
ausgestattet waren und es Gordons Marine im Laufe der Zeit fast unmöglich
machte, zu operieren.
Ende 1884 waren sowohl die Garnison als auch die
Bevölkerung von Khartum am Verhungern. Es gab auch keine Pferde, Esel, Katzen oder Hunde
mehr in der Stadt, da die Menschen sie alle aufgegessen hatten.
Daraufhin teilte Grodon der Zivilbevölkerung von Khartum
mit, dass es jedem, der die Stadt verlassen und sich der Armee des Mahdi
anschließen wolle, freistehe, dies zu tun. Etwa die Hälfte der Bevölkerung nahm
sein Angebot an, die Stadt umgehend zu verlassen.
Am 5. Januar 1885 nahmen die Mahdisten die Festung von
Omdurman ein, was es ihnen ermöglichte, mit ihrer Artillerie die
Verteidigungsanlagen von Khartum unter Beschuss zu nehmen.
Unterdessen teilte General Wolseley die Hilfstruppe, die
sich von Wadi Halfa aus auf den Weg machte, in Korti in zwei Kolonnen auf. Eine
1.200 Mann starke Kameltruppe, die die Bayuda-Wüste durchqueren sollte, um
Metmemma am Nil zu erreichen und dort auf Gordons Kanonenboote zu treffen, sowie
die Hauptkolonne, die weiter entlang des Nils in Richtung Berber vorstoßen
sollte.
Die Hauptkolonne erreichten Korti gegen Ende Dezember,
die Kameltruppe erreichte Metemma am 20. Januar 1885 und kämpfte am 18. Januar
1885 in der Schlacht von Abu Klea und unterwegs bei Abu Kru. Dort fanden sie
vier Kanonenboote, die Gordon vier Monate zuvor nach Norden geschickt hatte,
und bereiteten sie für die Rückfahrt auf dem Nil vor.
Als am Morgen des 26. Januar 1885 die Morgendämmerung
anbrach, marschierten die Regimenter des Mahdi, deren Zahl zwischen 30.000 und
50.000 lag, unter ihren schwarzen Bannern aus ihren Lagern, die die Stadt nach einstündigen
Kämpfen schließlich erobert und die 7.000 Verteidiger allesamt getötet.
Charles Gordon wurde offenbar im Palast des
Generalgouverneurs etwa eine Stunde vor Tagesanbruch ermordet. Der Mahdi hatte
seinen drei Stellvertretern zwar strikt befohlen, Gordon nicht zu töten, sein
Befehl wurde jedoch nicht befolgt.
Gordon starb auf den Stufen einer Treppe in der
nordwestlichen Ecke des Palastes, wo er und sein Leibdiener, Agha Khalil
Orphali, auf den Feind geschossen hatten. Orphali wurde bewusstlos geschlagen
und sah nicht, wie Gordon starb. Als er am Nachmittag wieder aufwachte, fand er
Gordons Körper mit Fliegen bedeckt und den Kopf abgeschlagen vor.
In den Stunden nach Gordons Tod wurden in Khartum über 10.000 Zivilisten und Angehörige der Garnison
getötet. Das Massaker wurde schließlich auf Befehl des Mahdi gestoppt.
Als die britischen Aufklärungsboote am 28. Januar 1885 in
Khartum eintrafen, stellten sie fest, dass die Stadt eingenommen worden war und
Gordon nur zwei Tage zuvor getötet worden war.
Nach der Eroberung von Khartum errichtete der Mahdi
seinen islamischen Staat, der die Sklaverei wieder einführte und eine sehr
harte Herrschaft ausübte, die zwischen 1885 und 1898 den Tod von 8 Millionen
Menschen zur Folge hatte.
Das Scheitern der Rettung der Truppen von General Gordon
im Sudan war ein schwerer Schlag für die Popularität von Premierminister
Gladstone.
Gladstone beorderte Wolseley nach Hause, nachdem er von
Gordons Tod erfahren hatte, der wütend war, da ihm vorgegaukelt worden war, seine Expedition sei
die Anfangsphase einer Operation zur Rückeroberung des Sudan.
Nach der Stadt Khartum errichtete der Mahdi seinen
islamischen Staat, der die Sklaverei wieder einführte. Die Mahdisten übten eine
sehr harte Herrschaft aus, die von 1885 und 1898 den Tod von 8 Millionen
Menschen zur Folge hatte.
Im März 1896 verließ eine französische Truppe unter dem
Kommando von Jean-Baptiste Marchand Dakar mit der Absicht, durch die Sahara zu
marschieren, um den Staat der Mahdisten zu zerstören. Die Franzosen hofften,
durch die Eroberung des Sudan die Briten aus Ägypten verdrängen zu können und
so Ägypten wieder in den französischen Einflussbereich zu bringen.
Um den Franzosen zuvorzukommen, wurde eine britische
Armee unter Führung von Herbert Kitchener zur Eroberung des Mahdisten-Staates
entsandt. Kitchener besiegte die Mahdisten im Jahr 1898 in der Schlacht von
Omdurman.
Da der Mahdi bereits am 22. Juni 1885 in seiner Hauptstadt
Omdurman gestorben war, ordnete Kitchener nach der Eroberung der Stadt an, das Grabmal des Mahdi zu zerstören.
Diese Aufgabe wurde W. S. Gordon, dem Neffen von Charles
Gordon, übertragen. Der Leichnam des Mahdi wurde ausgegraben und enthauptet.
Diese symbolische Enthauptung erinnerte an den Tod von
General Gordon durch die mahdistischen Truppen im Jahr 1885. Der kopflose
Körper des Mahdi wurde in den Nil geworfen. Den Schädel des Mahdi behielt Lord
Kitchener.
Die Ereignisse der Belagerung und Eroberung der Stadt
Khartum wurden 1966 in dem Monumentalfilm „KHARTOUM – AUFSTAND AM NIL“ verarbeitet.
© by Ingo Löchel
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