Im Jahr 383 schickte Theodosius ihn als Gesandten an den
Hof des persischen Königs Schapur III. in Ktesiphon, um einen Friedensvertrag
über die Aufteilung Armeniens auszuhandeln.
Nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel und dem erfolgreichen Abschluss der Friedensverhandlungen wurde Stilicho zum „comes sacri stabuli“ und bald darauf zum „comes domesticorum“ befördert.
Im Jahr 393 beförderte Theodosius Stilicho zum „magister
utriusque militiae“ und übertrug ihm das Kommando über den Feldzug gegen die
Goten auf dem Balkan.
Da Stilicho ein wertvoller Verbündeter war, verheiratete der
Kaiser ihn mit seiner Adoptivnichte Serena. Serena gebar ihm den Sohn Eucherius
und die zwei Töchter Maria und Thermantia.
Nach dem Tod des westlichen Kaisers Valentinianus II. im
Jahr 392 half Stilicho bei der Aufstellung des oströmischen Heeres, das
Theodosius in der Schlacht am Frigidus zum Sieg über das weströmische Heer
führte.
Einer seiner Verbündeten während des Feldzugs war der
westgotische Kriegsherr Alarich, der eine große Anzahl gotischer Hilfstruppen
befehligte.
Stilicho zeichnete sich in der Schlacht am Frigidus aus, so
dass Theodosius in ihm einen Mann sah, der
die Verantwortung für die zukünftige Sicherheit des Reiches übernehmen konnte.
Nach dem Tod von Theodosius wurde Honorius Kaiser des
Weströmischen Reiches, während sein Bruder Arcadius den östlichen Thron in
Konstantinopel bestieg.
Da beide noch minderjährig waren, blieb Stilicho bis zu
dessen Volljährigkeit der Verwalter des Weströmischen Reiches und wurde de
facto Oberbefehlshaber der römischen Armeen im Westen, während sein Rivale
Rufinus im Osten die Macht übernahm.
Um seinen Einfluss auf den Kaiser zu stärken, gab er
Honorius 398 die Hand seiner Tochter Maria und nach deren Tod 408 die seiner
Tochter Thermantia zur Frau. Aus beiden Ehen gingen keine Kinder hervor.
Unterdessen nutzte Stilicho seine militärische
Fähigkeiten sowie die Jugend und Unerfahrenheit des Honorius, um seine
Autorität über das Reich zu festigen, obwohl er sich dabei viele Rivalen und Feinde
sowohl im Westen als auch im Osten zuzog.
Um Italien vor den Invasionen von Alarich (401-402) und
Radagaisus (405-406) zu schützen, hatte Stilicho die römischen Streitkräfte zur
Verteidigung der Rheingrenze stark dezimiert.
Im Jahr 406 erreichte eine Koalition aus Vandalen, Alanen
und Sueben aus Mitteleuropa die Rheingrenze. Die Franken, Roms Verbündete am
nördlichen Rhein, versuchten, die Vandalen am Eindringen in das Reich zu
hindern.
Doch die Vandalen besiegten die Franken mit Hilfe der
Alanen, so dass sie Ende Dezember 406 die schlecht verteidigte Rheingrenze
überschritten und danach die Provinzen in Gallien verwüsteten.
Die Zerstörungen in Gallien und das Ausbleiben einer
wirksamen Reaktion des Hofes in Ravenna unterstützten den Aufstand von Constantinus
III. in Britannien, den Stilicho nicht niederschlagen konnte.
Als Constantinus III. seine Truppen nach Gallien verlegte, schickte
Stilicho seinen Untergebenen Sarus gegen ihn vor. Sarus hatte zunächst Erfolg,
errang einen großen Sieg und tötete beide „magistri militum“ von Constantinus,
doch weitere Truppen des Constantinus trieben ihn zurück. Daraufhin zog sich Sarus
zurück und Stilicho beschloss danach, die Alpen abzuriegeln, um Constantinus
daran zu hindern, Italien zu bedrohen.
Stilichos erfolglose Versuche, mit Constantinus zu
verhandeln, und Gerüchte, dass er zuvor die Ermordung von Rufinus geplant hatte
und nach dem Tod von Kaiser Arcadius (1. Mai 408) seinen Sohn auf den Thron
setzen wollte, lösten einen Aufstand aus.
Die römische Armee in Ticinum meuterte am 13. August 408,
woraufhin mehrere hochrangige kaiserliche Offiziere getötet wurden.
Daraufhin zog sich Stilicho sich nach Ravenna zurück, wo er
zusammen mit seinem Sohn Eucherius Zuflucht in einer Kirche suchte. Während Eucherius
erneut fliehen konnte, wurde Stilicho auf Befehl von Kaiser Honorius gefangen
genommen und am 22. August 408 in Ravenna hingerichtet.
Nach seiner Hinrichtung kam es zu weiteren Ausschreitungen gegen seine
Anhänger, die sich bis Anfang 409 hinzogen und denen neben Eucherius auch viele germanische Söldner und deren in
Italien lebende Familien zum Opfer fielen.
Stilichos Gefolgsmann Flavius Constantius rächte den
Heermeister später, indem er im Jahr 410 zunächst Olympius, der die treibende
Kraft hinter der Verleumdungen des Stilicho und der Massaker an seinen
Anhängern war, ermordete, und Heraclianus, einen weiteren Profiteur, töten
ließ.
Serena, die sich zum Zeitpunkt des Mordes an ihrem Mann
Stilicho, in Rom befand, wurde Ende 408 vom römischen Senat wegen Hochverrats
zum Tode verurteilt.
© by Ingo Löchel
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