Sonntag, 7. April 2024

Flavius Stilicho

Stilicho, der Sohn eines vandalischen Kavallerieoffiziers und einer Römerin, trat in die römische Armee ein und stieg während der Regierungszeit von Kaiser Theodosius I. zum Offizier auf.

Im Jahr 383 schickte Theodosius ihn als Gesandten an den Hof des persischen Königs Schapur III. in Ktesiphon, um einen Friedensvertrag über die Aufteilung Armeniens auszuhandeln.

Nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel und dem erfolgreichen Abschluss der Friedensverhandlungen wurde Stilicho zum „comes sacri stabuli“ und bald darauf zum „comes domesticorum“ befördert.

Im Jahr 393 beförderte Theodosius Stilicho zum „magister utriusque militiae“ und übertrug ihm das Kommando über den Feldzug gegen die Goten auf dem Balkan.

Da Stilicho ein wertvoller Verbündeter war, verheiratete der Kaiser ihn mit seiner Adoptivnichte Serena. Serena gebar ihm den Sohn Eucherius und die zwei Töchter Maria und Thermantia.

Nach dem Tod des westlichen Kaisers Valentinianus II. im Jahr 392 half Stilicho bei der Aufstellung des oströmischen Heeres, das Theodosius in der Schlacht am Frigidus zum Sieg über das weströmische Heer führte.

Einer seiner Verbündeten während des Feldzugs war der westgotische Kriegsherr Alarich, der eine große Anzahl gotischer Hilfstruppen befehligte.

Stilicho zeichnete sich in der Schlacht am Frigidus aus, so dass  Theodosius in ihm einen Mann sah, der die Verantwortung für die zukünftige Sicherheit des Reiches übernehmen konnte.

Nach dem Tod von Theodosius wurde Honorius Kaiser des Weströmischen Reiches, während sein Bruder Arcadius den östlichen Thron in Konstantinopel bestieg.

Da beide noch minderjährig waren, blieb Stilicho bis zu dessen Volljährigkeit der Verwalter des Weströmischen Reiches und wurde de facto Oberbefehlshaber der römischen Armeen im Westen, während sein Rivale Rufinus im Osten die Macht übernahm.

Um seinen Einfluss auf den Kaiser zu stärken, gab er Honorius 398 die Hand seiner Tochter Maria und nach deren Tod 408 die seiner Tochter Thermantia zur Frau. Aus beiden Ehen gingen keine Kinder hervor.

Unterdessen nutzte Stilicho seine militärische Fähigkeiten sowie die Jugend und Unerfahrenheit des Honorius, um seine Autorität über das Reich zu festigen, obwohl er sich dabei viele Rivalen und Feinde sowohl im Westen als auch im Osten zuzog. 

Um Italien vor den Invasionen von Alarich (401-402) und Radagaisus (405-406) zu schützen, hatte Stilicho die römischen Streitkräfte zur Verteidigung der Rheingrenze stark dezimiert.

Im Jahr 406 erreichte eine Koalition aus Vandalen, Alanen und Sueben aus Mitteleuropa die Rheingrenze. Die Franken, Roms Verbündete am nördlichen Rhein, versuchten, die Vandalen am Eindringen in das Reich zu hindern.

Doch die Vandalen besiegten die Franken mit Hilfe der Alanen, so dass sie Ende Dezember 406 die schlecht verteidigte Rheingrenze überschritten und danach die Provinzen in Gallien verwüsteten.

Die Zerstörungen in Gallien und das Ausbleiben einer wirksamen Reaktion des Hofes in Ravenna unterstützten den Aufstand von Constantinus III. in Britannien, den Stilicho nicht niederschlagen konnte.

Als Constantinus III.  seine Truppen nach Gallien verlegte, schickte Stilicho seinen Untergebenen Sarus gegen ihn vor. Sarus hatte zunächst Erfolg, errang einen großen Sieg und tötete beide „magistri militum“ von Constantinus, doch weitere Truppen des Constantinus trieben ihn zurück. Daraufhin zog sich Sarus zurück und Stilicho beschloss danach, die Alpen abzuriegeln, um Constantinus daran zu hindern, Italien zu bedrohen.

Stilichos erfolglose Versuche, mit Constantinus zu verhandeln, und Gerüchte, dass er zuvor die Ermordung von Rufinus geplant hatte und nach dem Tod von Kaiser Arcadius (1. Mai 408) seinen Sohn auf den Thron setzen wollte, lösten einen Aufstand aus.

Die römische Armee in Ticinum meuterte am 13. August 408, woraufhin mehrere hochrangige kaiserliche Offiziere getötet wurden.

Daraufhin zog sich  Stilicho sich nach Ravenna zurück, wo er zusammen mit seinem Sohn Eucherius Zuflucht in einer Kirche suchte. Während Eucherius erneut fliehen konnte, wurde Stilicho auf Befehl von Kaiser Honorius gefangen genommen und am 22. August 408 in Ravenna hingerichtet.

Nach seiner Hinrichtung  kam es zu weiteren Ausschreitungen gegen seine Anhänger, die sich bis Anfang 409 hinzogen und denen neben Eucherius  auch viele germanische Söldner und deren in Italien lebende Familien zum Opfer fielen.

Stilichos Gefolgsmann Flavius Constantius rächte den Heermeister später, indem er im Jahr 410 zunächst Olympius, der die treibende Kraft hinter der Verleumdungen des Stilicho und der Massaker an seinen Anhängern war, ermordete, und Heraclianus, einen weiteren Profiteur, töten ließ.

Serena, die sich zum Zeitpunkt des Mordes an ihrem Mann Stilicho, in Rom befand, wurde Ende 408 vom römischen Senat wegen Hochverrats zum Tode verurteilt.

© by Ingo Löchel

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