Freitag, 1. März 2024

1. März 1562: Das Blutbad von Wassy

In den ersten Monaten des Jahres 1562 geriet Frankreich immer mehr in die Nähe eines Bürgerkriegs.

Der Herzog Franz von Guise war sich dessen bewusst und wollte im Falle eines Krieges zwischen Katholiken und Protestanten eine Koalition der deutschen Fürsten zugunsten des Hugenotten Ludwig de Bourbon, des Prinzen von Condé, verhindern.

Daher traf er sich mit dem Herzog von Württemberg und versprach, das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) in Frankreich zu fördern, wenn der Herzog von Württemberg im Gegenzug seine Neutralität wahrte. Nachdem dies erreicht war, machte sich Franz von Guise auf den Rückweg nach Paris.

Unterdessen beklagte sich seine Mutter Antoinette de Bourbon, die unterwegs in Joinville, dem Sitz der Familie, Halt machte, bei ihm über die Ausbreitung der Ketzerei auf ihren Gütern und forderte ihn auf, dagegen unverzüglich vorzugehen.

Als Guise am nächsten Tag mit 200 Soldaten von Joinville aufbrach, beabsichtigte er, als nächstes auf seinen Gütern in Éclaron Halt zu machen, wobei er an Wassy vorbeikam, um mehrere Gendarmen zur Verstärkung abzuholen, die sich in der Stadt sammelten.

Als Franz von Guise das nicht weit entfernte Brousseval erreichte, hörte er die Kirchenglocken von Wassy zu einer Tageszeit läuten, die eine katholische Messe ausschloss, was den Herzog erzürnte.

Unter dem Vorwand, die Messe in der Stadt hören zu wollen, betraten Guise und seine gesamte Gendarmentruppe Wassy durch das Südtor und gingen auf die Kirche zu.

Auf dem Weg zur Kirche wurde Guise noch wütender, als er feststellte, dass sich das protestantische Versammlungshaus sowohl in der Nähe der Stadtkirche als auch im Burgviertel, das ihm gehörte, befand.

In der  Kirche traf sich der Herzog mit dem Pfarrer und dem Propst, den führenden Gegnern des Protestantismus in Wassy, die ihn aufforderten, die Versammlung der Protestanten unverzüglich aufzulösen.

Auf dem Weg zum Versammlungshaus schickte er Gaston de la Brosse mit zwei seiner Leute voraus, um seine Ankunft anzukündigen.

Als Gaston versuchte, sich Zutritt zur Scheune zu verschaffen, in der 500 Gläubige Psalmen sagen, wurde er von den Leuten an der Tür zurückgewiesen.

Nach einem blutigen Handgemenge zwischen Protestanten und Gaston und seinen Leuten, stürmte auch der Rest von Guises Truppe vor, um in die Scheune einzudringen.

Daraufhin flüchteten viel Protestanten durch ein Loch im Dach der Scheune, einige andere wurden von Scharfschützen von de Guise getroffen, und diejenigen, die durch die Straßen flohen, wurden von den auf dem Friedhof stationierten Arkebusieren aufgegriffen.

Nach einer Stunde hörte das Massaker in Wassy auf. Von den 500 protestantischen Gemeindemitgliedern waren fünfzig tot, darunter fünf Frauen und ein Kind.

Die Nachricht von dem Blutbad von Wassy verbreitete sich schnell in Frankreich und im restlichen Europa. Traktate wurden gedruckt und Holzschnitte für Analphabeten von England bis zum Heiligen Römischen Reich angefertigt.

Die genaue Art der Ereignisse, insbesondere in Bezug auf die Frage, ob es ein Hugenotte oder ein Mitglied der Partei von Guise war, der die Gewalt an der Tür begonnen hatte, wurde sofort zu einer Quelle von Meinungsverschiedenheiten zwischen protestantischer und katholischer Polemik und zeitgenössischer Geschichtsschreibung.

Das Blutbad von Wassy löste den ersten Hugenottenkrieg (1562-1563) in Frankreich aus, der mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags von Amboise am 19. März 1563 beendet wurde.

Die Ereignisse rund um das Massaker von Vassy wurden in einer Serie von vierzig Stichen dargestellt, die sieben Jahre später in Genf veröffentlicht wurden.

© by Ingo Löchel

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