Der Herzog Franz von Guise war sich dessen bewusst und
wollte im Falle eines Krieges zwischen Katholiken und Protestanten eine
Koalition der deutschen Fürsten zugunsten des Hugenotten Ludwig de Bourbon, des
Prinzen von Condé, verhindern.
Daher traf er sich mit dem Herzog von Württemberg und versprach, das Augsburger Bekenntnis (Confessio Augustana) in Frankreich zu fördern, wenn der Herzog von Württemberg im Gegenzug seine Neutralität wahrte. Nachdem dies erreicht war, machte sich Franz von Guise auf den Rückweg nach Paris.
Unterdessen beklagte sich seine Mutter Antoinette de
Bourbon, die unterwegs in Joinville, dem Sitz der Familie, Halt machte, bei ihm
über die Ausbreitung der Ketzerei auf ihren Gütern und forderte ihn auf, dagegen
unverzüglich vorzugehen.
Als Guise am nächsten Tag mit 200 Soldaten von Joinville
aufbrach, beabsichtigte er, als nächstes auf seinen Gütern in Éclaron Halt zu
machen, wobei er an Wassy vorbeikam, um mehrere Gendarmen zur Verstärkung
abzuholen, die sich in der Stadt sammelten.
Als Franz von Guise das nicht weit entfernte Brousseval
erreichte, hörte er die Kirchenglocken von Wassy zu einer Tageszeit läuten, die
eine katholische Messe ausschloss, was den Herzog erzürnte.
Unter dem Vorwand, die Messe in der Stadt hören zu
wollen, betraten Guise und seine gesamte Gendarmentruppe Wassy durch das Südtor
und gingen auf die Kirche zu.
Auf dem Weg zur Kirche wurde Guise noch wütender, als er
feststellte, dass sich das protestantische Versammlungshaus sowohl in der Nähe
der Stadtkirche als auch im Burgviertel, das ihm gehörte, befand.
In der Kirche traf
sich der Herzog mit dem Pfarrer und dem Propst, den führenden Gegnern des
Protestantismus in Wassy, die ihn aufforderten, die Versammlung der
Protestanten unverzüglich aufzulösen.
Auf dem Weg zum Versammlungshaus schickte er Gaston de la
Brosse mit zwei seiner Leute voraus, um seine Ankunft anzukündigen.
Als Gaston versuchte, sich Zutritt zur Scheune zu
verschaffen, in der 500 Gläubige Psalmen sagen, wurde er von den Leuten an der
Tür zurückgewiesen.
Nach einem blutigen Handgemenge zwischen Protestanten und
Gaston und seinen Leuten, stürmte auch der Rest von Guises Truppe vor, um in
die Scheune einzudringen.
Daraufhin flüchteten viel Protestanten durch ein Loch im
Dach der Scheune, einige andere wurden von Scharfschützen von de Guise
getroffen, und diejenigen, die durch die Straßen flohen, wurden von den auf dem
Friedhof stationierten Arkebusieren aufgegriffen.
Nach einer Stunde hörte das Massaker in Wassy auf. Von
den 500 protestantischen Gemeindemitgliedern waren fünfzig tot, darunter fünf Frauen
und ein Kind.
Die Nachricht von dem Blutbad von Wassy verbreitete sich
schnell in Frankreich und im restlichen Europa. Traktate wurden gedruckt und
Holzschnitte für Analphabeten von England bis zum Heiligen Römischen Reich
angefertigt.
Die genaue Art der Ereignisse, insbesondere in Bezug auf
die Frage, ob es ein Hugenotte oder ein Mitglied der Partei von Guise war, der
die Gewalt an der Tür begonnen hatte, wurde sofort zu einer Quelle von
Meinungsverschiedenheiten zwischen protestantischer und katholischer Polemik
und zeitgenössischer Geschichtsschreibung.
Das Blutbad von Wassy löste den ersten Hugenottenkrieg
(1562-1563) in Frankreich aus, der mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags
von Amboise am 19. März 1563 beendet wurde.
Die Ereignisse rund um das Massaker von Vassy wurden in
einer Serie von vierzig Stichen dargestellt, die sieben Jahre später in Genf
veröffentlicht wurden.
© by Ingo Löchel
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